SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Ein bisschen neidisch bin ich auf die Kollegin:
Sie hat sich entschieden, am Wochenende offline zu sein.
Also: Keine SMS, keine eMails, kein What’sApp;
weder private noch dienstliche, ganz konsequent.
Vierundzwanzig Stunden, von Freitag bis Samstag abends
ohne all das Internet-Gedöns leben.
Unerreichbar sein, sozusagen –
jedenfalls gemessen an den Maßstäben der online-Welt.
Andererseits: ziemlich nah dran am Zeit-Takt der Bibel!
Vielleicht heißt es deswegen ja auch digitaler Sabbat – digital sabbath.

Kollegin H. schafft es, abzuschalten – und ist dabei ganz zufrieden;
nur manchmal, gibt sie zu, gerät sie doch in Versuchung;
nur mal eben online das Wetter checken!
Kann stolz sein, wenn sie widerstanden hat. 

Dabei: Kein Chef und keine Kollegin oder die Abteilung würde sie 
bis in die Freizeit hinein dienstlich in Anspruch nehmen.
Da sind wir eher privilegiert – in anderen Büros und Betrieben
geht das ganz anders ab;
inklusive Terror-SMS vom Chef nach Mitternacht.

Andererseits: Inzwischen haben ein paar große Firmen
richtig rabiate Maßnahmen ergriffen –
zum Schutz ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:
Volkswagen schaltet den Mailserver ab,
eine halbe Stunde nach Feierabend bis dreißig Minuten vor Schichtbeginn.
Oder – aber die BMW-Lösung ist doch wieder riskant:
Kollegen, die zu Hause noch dienstliche eMails checken mussten,
können die Zeit auf ihr Arbeitszeitkonto schreiben und abfeiern.
Riskant – weil: In Wirklichkeit hängt es ja weniger vom Arbeitgeber ab;
viel wichtiger ist, sich selbst zu entscheiden und frei zu machen.

Freizeit eben. So wie die Kollegin, die offline geht.
Sie macht’s wie Gott, in der Bibel:
Gott macht am siebten Tag Schluss mit der Arbeit an der Welt.
Und ruht sich aus und freut sich an seiner Schöpfung...

Kollegin: Ich wünsche dir und allen anderen
einen guten siebten Tag heute: Gutes Wochenende!
  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17033
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