Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Der Satz ist an sich schon gewaltig – und dann er ist auch noch in großen Buchstaben geschrieben: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.“ (Matthäus 16,18) In Rom im Petersdom kann man diesen Satz bestaunen, in zwei Meter hohen lateinischen Buchstaben steht er in der Kuppel vorne. Die Worte stammen aus dem Matthäus-Evangelium, und sie werden heute in den katholischen Gottesdiensten gelesen. Das Fest „Cathedra Petri“ wird gefeiert. Es erinnert an die Übernahme des römischen Bischofsstuhls durch den Apostel Petrus, und es stellt die Vollmacht in den Mittelpunkt, die dieser Petrus hat - und seine Nachfolger, die Päpste. 

Im letzten Jahr hat sich das Verständnis dieser Vollmacht aber ganz schön gewandelt, finde ich. Da war erst der Rücktritt von Papst Benedikt – das war ja ein bisschen, als würde der Felsen von seinem Platz wegrücken. Und dann kam Franziskus mit seiner ganz eigenen Ausdeutung des Papstamtes. Seinen Stuhl in der Audienzhalle hat er erst mal tiefer legen lassen. Und immer wieder hat er gesagt: Nicht ich als Papst allein bin wichtig – das Kirchenvolk ist es auch. „Das Ganze der Gläubigen ist unfehlbar im Glauben,“ betont er (Antonio Sparado SJ, Das Interview mit Papst Franziskus; vgl. auch Evangelii Gaudium Nr. 119).Heute werden in Rom auf dem Petersplatz neue Kardinäle eingeführt, Papst Franziskus wird ihnen den roten Hut aufsetzen. Und ich bin gespannt, was er ihnen mit auf den Weg geben wird. Vermutlich etwas Ähnliches wie schon den Bischöfen im letzten Jahr: Ihr müsst nah bei den Menschen sein! Ihr müsst als Hirten mitten unter die Schafe gehn, ja, ihr müsst sogar den Geruch der Schafe annehmen!

Ich finde, das ist eine gute Botschaft, nicht nur für Päpste und Kardinäle: Wir sollen weniger herrschen und mehr dienen! Wir sollen uns nicht auf einen hohen Thron setzen, wenn wir Verantwortung für andere übernehmen, auch nicht als Eltern oder als Lehrer oder Chefs in der Firma. Sondern wir sollen nah bei den Menschen sein. Auch Jesus hat das übrigens schon so ähnlich gesagt, damals zu Petrus und den andern: Ihr sollt einander dienen, wie ich euch gedient habe! (vgl. Johannes 13,12-17)

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17026
weiterlesen...