Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Neulich hab ich seit langem mal wieder von ihr geträumt – und bin traurig, aber auch beseelt aufgewacht. Meine Freundin Elisabeth ist vor zweieinhalb Jahren an Krebs gestorben. In den letzten Monaten ihres Lebens haben wir Freundinnen sie ziemlich intensiv begleitet, haben sie besucht, mit ihr gekocht, gelacht und geweint, auch viel gebetet. Es war eine besondere Zeit. Ich muss  immer wieder daran denken, wenn jetzt so viel über Sterbehilfe diskutiert wird. Meine Meinung dazu ist durch diese letzte Zeit mit meiner Freundin geprägt worden. Ich hab gespürt: Das Wichtigste, wenn es auf den Tod zugeht, das sind die Menschen. Meine Freundin hatte ihre Familie um sich herum, den Mann und die Kinder, sie hatte uns Freundinnen – sie war nicht allein mit ihrer Angst und ihren Sorgen. Und dann waren da auch noch die Schwestern vom ambulanten Hospiz, wahre Engel. Sie haben dafür gesorgt, dass meine Freundin nicht mehr Schmerzen haben musste, als unbedingt nötig. Und sie haben sich sogar noch um die Familie und uns Freundinnen gekümmert, haben uns manches erklärt und viel getröstet. 

Ich habe oft in den letzten Jahren gedacht: Ja, so aufs Sterben zugehen, das würd ich mir auch für mich wünschen. Medizinisch gut betreut von Menschen, die sich auskennen mit der so genannten Palliativmedizin, also der Medizin, die nicht mehr heilt, sondern  gutes Sterben möglich macht. Und mit Familie und Freunden um mich herum, die mich begleiten. Die sich trauen, da zu bleiben, auch, wenn ich mal verzweifelt bin und wenn mein Körper immer weniger wird. Menschen, die auch im Angesicht des Todes aushalten. Natürlich weiß ich nicht, wie es mir wirklich gehen wird, wenn ich schwer krank bin. Ich will keinen verurteilen, der für sich in höchster Not entscheidet, dass er sterben will. Aber für mich stelle ich mir das anders vor. 

Und ich wünsche mir, dass wir auch gesellschaftlich nicht nur darüber diskutieren, ob aktive Sterbehilfe erlaubt sein soll. Sondern auch darüber, wie wir das Sterben der Menschen auf andre Weise leichter und menschlicher machen können: durch mehr Palliativmedizin und durch noch viel mehr menschliche Nähe und Begleitung.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17025
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