Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Welttag der sozialen Gerechtigkeit ist heute, und dass Gerechtigkeit immer mehr mit der ganzen Welt zu tun hat, das merken wir zurzeit besonders. Klar wollen wir die Winterspiele in Sotschi genießen, die spannenden Rennen und die Medaillen. Aber ein bisschen bleibt, jedenfalls bei mir, auch immer ein fader Beigeschmack: In Sotschi geht es jenseits des Sports wenig gerecht zu. Beim Bau der Stadien zum Beispiel mussten Gastarbeiter aus Zentralasien oft menschenunwürdig schuften, und viele haben bis heute dafür kaum Geld bekommen. Ähnliches passiert ja auch in Katar wieder, wo die Fußballstadien für die WM 2022 gebaut werden. Das, was da in den Ländern weit weg von uns passiert – das hat doch irgendwie auch mit uns zu tun. Wir schauen uns ja die Spiele in diesen Stadien an. 

Weit weg ist näher, als du denkst – das ist in diesem Jahr das Motto der Caritas, und das trifft es ziemlich gut, finde ich. Das, was weit weg passiert, ist näher, als ich meine. Der Kaffee zum Beispiel schon, den ich morgens trinke: Der ist zwar weit weg geerntet worden. Aber ich habe Einfluss darauf, ob die Kaffeepflücker in Afrika oder Südamerika dafür auch einen Lohn bekommen haben, von dem sie leben können. Ich muss dafür im Supermarkt in meiner Nähe darauf achten, dass da ein Schild „fair gehandelt“ drauf ist. Oder mein Handy, das den ganzen Tag in meiner Nähe ist: Dort, wo seine Rohstoffe abgebaut wurden, im fernen Kongo zum Beispiel, müssen Kinder dafür womöglich in Bergwerken schuften. Ich hab mir vorgenommen: Ich will bei meinen Smartphone-Hersteller einmal nachfragen. Und wahrscheinlich kaufe ich beim nächsten Mal ein so genanntes „fair phone“, seit ein paar Wochen ist das jetzt auf dem Markt. Bei seiner Produktion wird auf weltweite Gerechtigkeit großen Wert gelegt. 

Viele Dinge, die ganz in meiner Nähe sind, haben zu tun mit Menschen, die weit weg von mir wohnen. Und diese Menschen in fernen Ländern haben deshalb umgekehrt auch mit mir zu tun. Ich bin mit verantwortlich dafür, dass es ihnen gut geht. Daran will ich heute, am Welttag der sozialen Gerechtigkeit, besonders denken.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17024
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