SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Mit den Kindern der fünften Klasse, die ich unterrichte, gibt es regelmäßig Diskussionen über Gott. Ich finde das spannend, weil die Kinder in diesem Alter schon im Übergang vom Kinderglauben zum Erwachsenenglauben sind.

Eine Frage, um die es da regelmäßig geht, ist die Frage, wo Gott ist und wo die Menschen sind, die gestorben sind. Für manche der Kinder ist das klar: Im Himmel. Sie stellen sich Gott wirklich über den Wolken vor. Ich frage sie dann meistens, ob sie glauben, dass man Gott findet, wenn man mit einer Rakete hoch genug fliegen könnte. Und sie nicken dann oft.

Ich erkläre darauf natürlich, dass das nicht so ist, komme dann aber in Erklärungsnöte, wenn ich sagen soll, wo Gott denn dann sein soll.

Eine Hilfe bietet das Englische. Die Kinder lernen das heute ja schon in der Grundschule. Und in der englischen Sprache gibt es zwei Wörter für den Himmel: „Sky“ und „Heaven“. Sky meint den physikalischen Himmel, über den Wolken, mit den Planeten. Das Universum eben.

Heaven meint aber etwas Anderes. Das, was ich meine, wenn ich sage, dass etwas „himmlisch“ ist oder dass ich mich fühle wie „im Himmel“. Dann ist doch klar, dass es nicht um einen Ort geht, sondern um einen Zustand. Wenn ich glücklich bin, zufrieden und erfüllt und mich mit den Menschen, die mir am Herzen liegen im Einklang fühle, dann gilt dieses „wie im Himmel“. Für mich kann es zum Beispiel beim Sport so sein, bei einem schönen Abend mit Freunden oder bei einem Theaterbesuch.

Was mir an dieser Redewendung gefällt, ist zum einen, dass damit deutlich wird, dass der Himmel nicht etwas ist, worauf ich warten muss, bis ich tot bin. Genau andersrum: Es tröstet mich, wenn ich daran denke, dass ich in solchen Momenten auch mit denen wieder vereint bin, die ich durch den Tod verloren habe, weil wir beide ein Stück Himmel erleben. Und spannend finde ich schließlich den Gedanken, dass ich Gott in diesem Himmel finden könnte.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17018
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