SWR3 Gedanken

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Morgen gehen sie zu Ende. Die 22. Olympischen Winterspiele in Sotschi.  Millionen von Menschen werden morgen die Abschlussveranstaltung an ihren Fernsehschirmen verfolgen. Und wenn das Spektakel vorüber ist, wird es Zeit, sich langsam der Weltmeisterschaft in Brasilien zuzuwenden.
Die Welt eilt von einem Sportgipfel zum nächsten. Das olympische Motto „Schneller, höher, weiter“ gilt dabei nicht nur für die Athleten, sondern für das ganze Drumherum. Da werden Hallen und Straßen gebaut, Hotels und Stadien aus dem Boden gestampft. Und von Mal zu Mal wird alles noch größer und noch schöner und noch prächtiger. Und die Kritik daran wird auch von Mal zu Mal lauter.
In Sotschi ging es um Tausende von Arbeitern aus Zentralasien, die unter üblen Bedingungen für das 51-Milliarden-Projekt gearbeitet haben und zum Teil noch immer auf ihren Lohn warten. In Brasilien sind die Menschen auch nicht nur glücklich über das bevorstehende Fußballfest. Menschen wurden zwangsumgesiedelt, Busse werden teurer, für Bildung ist kein Geld da. Aber Milliarden an öffentlichen Mitteln fließen in die Megabaustellen, wo in wenigen Monaten der Ball rollen soll.
Jede Nation, die ein sportliches Großereignis ausrichtet, möchte damit in der Welt glänzen. Und ganz nebenbei ihr Bruttoinlandsprodukt ein wenig aufpolieren. Dagegen ist ja auch im Grunde nichts einzuwenden. Wenn es nicht zu Lasten derer geht, die vergessen sind, wenn das Olympische Feuer brennt oder das erste Spiel angepfiffen wird.
Die Sportler haben gute Bedingungen verdient, Gäste sollen sich wohl fühlen. Aber das alles geht auch ohne Größenwahn und ohne Ausbeutung. Und so wünsche ich mir zum Ausklang der 22. Olympischen Winterspiele Sportevents, bei denen auch die Menschenrechtsorganisationen jubelnd vor der Mattscheibe sitzen können. Weil von Veranstaltern und Funktionären nicht nur sportliche, sondern auch menschliche Maßstäbe gesetzt werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=17013
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