SWR2 Wort zum Tag

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Die Geschichte von der Ache Noah aus dem Alten Testament kennen viele Kinder, wird sie doch sehr oft in Kindergottesdiensten gelesen und gespielt. So auch in unserer Gemeinde. Die Kindergartenkinder spielten diese Geschichte nach. Mit viel Liebe zum Detail waren sie als Elefanten und Kamele verkleidet und natürlich fehlte auch nicht die Taube, die zum Schluß mit dem Ölzweig im Schnabel die Rettung verkündete.
Und doch frage ich mich. Ist das wirklich eine Geschichte für Kinder? Immerhin geht es um eine dramatische Situation: die Menschen sind böse und schlecht geworden, so dass Gott sie alle bis auf Noah und seine Familie vernichten will. Das ist keine leicht verdauliche Botschaft für sensible Kinderseelen.
Die Sintfluterzählung ist erschreckend aktuell. Noch sind die schrecklichen Bilder von dem zerstörerischen Tsunami in Südostasien in meiner Erinnerung. Und ständig gibt es neue Naturkatastrophen – ja die zunehmende Erkenntnis über den Klimawandel lässt erst recht erahnen, wie brüchig unser Lebenshaus ist. Auch Kinder bekommen das schon mit. Noah ist nicht so sehr der gemütliche Tierpfleger mit Rauschebart, sondern einer, der in letzter Sekunde den rettenden Strohalm ergreift.
Und wie ist das mit Gott? Straft er die Bosheit der Menschen wirklich? Mit solchen blindwütigen Zerstörungen? Treffen sie nicht oft gerade die Unschuldigen? Schließlich spüren die Menschen in Afrika oder in Bangladesch schon heute die Auswirkungen der Klimaveränderungen, obwohl sie kaum ihre Verursacher sind. Oder ist die Strafe die Konsequenz aus unserem Verhalten, das aus Gier nach einem scheinbar paradiesischen Leben gerade die Grundlagen des Lebens zerstört?
Die biblische Erzählung von der Sintflut ist in ihren Ursprüngen 3000 Jahre alt und zugleich aktueller denn je. Sie endet mit der Zusage Gottes, dass er unser Lebenshaus bewahren und nicht zerstören will.
In unserem Gottesdienst stellten die Kindergartenkinder die Arche so dar, dass sie einen großen Kreis um Noah und seine Tiere bildeten. Ein Sinnbild. Wenn wir weltweit zu einer echten Gemeinschaft finden, dann ist dieser Planet zu retten. Wenn wir uns dem Lebendigen zuwenden, dem, was atmet. Den Menschen, den Tieren, unserer Mitwelt und der göttlichen Schöpferkraft. Es geht nicht um ein Kinderspiel, sondern darum, dass unser Lebenshaus nicht untergeht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=1701
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