SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Ich habe diesen Satz schon oft gehört. Manchmal habe ich ihn auch selbst gesagt – und dann vorsichtshalber selbst nachgeschaut, ob wirklich alles in Ordnung ist. Ich denke, hinter diesem Spruch steckt die Erfahrung: Vertrauen kann enttäuscht werden. Insofern ist Vertrauen riskant.
Wenn ich zum Beispiel jemandem im Vertrauen etwas erzähle, bitte ich ihn vielleicht: „Das muss unter uns bleiben. Behalte es für dich!“ Ob der andere dann wirklich den Mund hält, habe ich nicht in der Hand. Ich kann nur vorher überlegen, ob ich zu diesem Menschen Vertrauen haben kann oder nicht.
Und wenn einer das Vertrauen enttäuscht, dass ich ihm geschenkt habe: Dann verletzt mich das.
In der deutschen Sprache hat das Wort „Vertrauen“ einen sprachlichen Verwandten: nämlich das Wort „Treue“. Ich glaube, das ist kein Zufall. Vertrauen und Treue gehören zusammen. Nicht nur in der Sprache, auch sonst im Leben. Vertrauen kann ich dem, der treu ist.
Mein Vertrauen kann wachsen und stark werden, wenn jemand verlässlich ist. Wenn ich erlebe: der steht zu seinem Wort. Und der steht zu mir, auch wenn es schwierig wird. Mein Vertrauen wächst auch, wenn andere mir von ihren guten Erfahrungen mit diesem Menschen erzählen.
Ich finde: Mit Gott ist das ähnlich. Ich vertraue ihm, weil ich darauf baue, dass er treu ist. Dass er zu mir hält, egal was geschieht. Auf diese Idee bin ich gekommen, weil Menschen vor mir mit ihm Erfahrungen gesammelt haben, schon in alter biblischer Zeit. Sie haben ihre Erfahrung weitergegeben: „Er ist treu. Er steht zu seinem Wort. Probier‘ es aus. Du kannst ihm vertrauen.“ Das ermutigt mich, ihm zu vertrauen.
Ich fällt aber manche Situation ein, in der ich das ziemlich schwierig gefunden habe. Wie soll ich Gott vertrauen, wenn es in meinem Leben gerade drunter und drüber geht? Ein alter Liedvers aus dem Gesangbuch hat mir geholfen. Der Gott, „der Wolken, Luft und Winden, gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.“ Das Lied ist locker 350 Jahre alt. Aber es ermuntert mich, meine ganz eigenen Erfahrungen mit Gott zu machen und ihm zu vertrauen.
Auch heute.

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