SWR2 Wort zum Tag

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Vor zwei Jahren war ich beim Katholikentag in Mannheim und ich war begeistert darüber, so viele engagierte Leute zu treffen; zu sehen, wie ehrlich diskutiert und um Themen gerungen wird. Und dieses Jahr freue ich mich darauf, dass in Regensburg wieder so viele diskussionsfreudige und friedliche Menschen zusammenkommen. Ähnlich habe ich das im französischen Ort Taizé erlebt, wo tausende Jugendliche ein starkes Zeugnis davon geben, welche Kraft der christliche Glaube für den Frieden zwischen Menschen und Völkern besitzt. Auch kürzlich wieder beim Taizé-Treffen zum Jahreswechsel in Straßburg und der Ortenau: Friede und Versöhnung über Grenzen hinweg waren ein zentrales Thema. Die Jugendlichen nahmen das Motto von Taizé auf und nahmen es mit nach Hause. Es lautet „Pilgerweg des Vertrauens auf der Erde“.

Gleichzeitig sehe ich aber auch, wie viel Leid und Gewalt von Menschen ausgeht, die sich ebenfalls als Gläubige bezeichnen. Das Problem des Fundamentalismus und des Hasses der daraus folgt, geht leider quer durch alle Religionen. Das Christentum hat in seiner Geschichte mehr als genug davon erlebt und muss bis heute ertragen, dass seine Botschaft durch Fundamentalisten geschwächt und ins Gegenteil verdreht wird; der Islamismus und der daraus folgende Terrorismus wird uns täglich in den Medien vor Augen geführt; und selbst die als so friedfertig bekannten Religionen Hinduismus und Buddhismus sind nicht davon verschont, Hassprediger, Extremisten und Gewaltexzesse in den eigenen Reihen zu sehen.

Kann es sein, dass sich in der Geschichte bis heute die friedens-fördernden Aspekte von Religion die Waage halten mit den Fällen von Intoleranz, Hass und Gewalt?

Ich weiß es nicht und es gibt darüber wohl auch keine verlässliche Statistik. Was ich weiß, bzw. was ich fest glaube, ist, dass es nie der Wille Gottes sein kann, dass seine Anhänger sich bekriegen, unterdrücken und verletzen. Gott ist groß, ja! Aber seine Größe liegt gerade in seiner Liebe und seiner Gewaltlosigkeit. Ihm Gebührt Ruhm und Ehre, zweifellos! Aber wir ehren ihn am meisten dadurch, dem Mitmenschen ein Freund zu sein und ihm mit Respekt und Friedfertigkeit zu begegnen.

So bleibt am Ende die Frage: Was gibt die Religion, was schenkt der Glaube jeder Person ganz persönlich? Wenn die politischen Vor- und Nachteile von Religion sich vielleicht die Waage halten, ist es für dich und für mich dennoch sinnvoll, an Gott zu glauben?

Natürlich kann ich dies zunächst nur für mich selber und nie pauschal für die Anderen beantworten. Es lohnt aber, sich dieser Frage zu stellen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16997
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