SWR2 Wort zum Tag

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„Ich hab sie“ Auf dem Plakat einer bekannten Partnerschaftswebsite blickt ein gutaussehender Mann mit Besitzerstolz auf eine charmante Frau.. Mit dem Untertitel „Die große Liebe finden. Mit Sicherheit.“
Das Internet hat sich zu einer wichtigen Partnerbörse entwickelt. Eigentlich ist der Gedanke ja faszinierend, dass man hier seine Vorstellungen und Wünsche abgleichen und so unter Tausenden seinen Traumprinzen bzw. seine Traumprinzessin herausfinden kann. „Ich hab sie / ich hab ihn“ – wenn der andere meinen Vorstellungen entspricht und ich den seinen, kann dem Glück ja eigentlich nichts mehr im Weg stehen....
„Ich hab einen Freund“, „Ich hab einen Mann oder eine Frau“, so sagt man. Ich bin mir seiner sicher. Er gehört jetzt zu mir. Und je toller du attraktiver der andere ist, desto wertvoller werde ich selbst. Das macht die Faszination dieses Lebensgefühls aus. Aber früher oder später erleben viele, dass Beziehung so nicht funktioniert. Man beginnt sich gegen die Vereinnahmung des anderen zu wehren, fühlt seine Freiheit bedroht.
„Ich hab sie“ ist kein tragfähiges Konzept für eine Beziehung. Denn ich beziehe den anderen ja immer nur auf mich und meine Vorstellungen von Partnerschaft und vom Leben. „Passt er oder sie zu mir?“ -das ist die entscheidende Frage. Den anderen als andern sehen zu können, als eigene Persönlichkeit, mir zugewandt und zugleich entzogen, zu mir passend und zugleich so sperrig anders, das setzt eine andere Grundhaltung voraus. „Ich entscheide mich für dich und sage ja zu dir“.
Dann geht es nicht mehr nur um mich und meine Vorstellungen von Leben und Partnerschaft, sondern ich gebe einem anderen Platz in meinem Leben und lasse mich auf eine gemeinsame Zukunft ein, die noch offen ist. Wenn ein Paar zueinander „ja“ sagt, kann aus dieser Wurzel eine tragfähige Beziehung wachsen.
Nach christlichem Verständnis gründet sich auf dieser Grundentscheidung die Ehe. Ein Mann und eine Frau entscheiden sich füreinander, sagen;“ ja, ich will deine Frau sein / ich will dein Mann sein, so lange ich lebe.“ Ein mutiges Wort, das immer neu durchbuchstabiert werden muss in guten und in schlechten Zeiten, damit aus der gemeinsamen Entscheidung nicht irgendwann eine einsame Entscheidung wird.
Dieses Ja zueinander ist ein kostbares Geschenk. Wir brauchen keinen Traumprinzen und keine Traumprinzessin dazu. Aber den Mut, uns immer wieder füreinander zu entscheiden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=1697
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