SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

- oder die Sieben Gaben übersetzt

Die sieben Gaben des Heiligen Geistes: Weisheit, Einsicht, Rat, Erkenntnis, Stärke,

Gottesfurcht und Frömmigkeit.

Klingt vielleicht etwas angestaubt, aber sie haben es in sich.

Sie sind so etwas wie ein „Download Gottes“. Ob wir dieses „Programm“ speichern,

anklicken, nutzen, liegt an uns und unserer Freiheit.

Weisheit meint, nicht klagen „früher war alles besser“, aber auch nicht blind allem Neuem zustimmen.

Die Dinge gründlich prüfen, unterscheiden, nicht vorschnell urteilen, sondern alle Seiten abwägen.

Weisheit und dazu die Gabe der Erkenntnis fordern auf, nüchtern zu bleiben, sich nicht

allein von Emotionen bestimmen zu lassen.

„Man kann sich an das Denken auch gewöhnen“, erwiderte einer unserer Professoren

auf eine nicht sonderlich kluge Frage eines Kommilitonen.

Nur mit dem Herzen sieht man gut, weiß der kleine Prinz bei Saint-Exupéry.

Stimmt, aber mit dem Verstand sieht man genau. Beides ist notwendig.

Einsicht meint, zugeben, dass auch andere Recht haben,

meint die Größe, Fehler zugeben zu können und sich zu überwinden, das auch zu sagen.

Man verliert nicht an Autorität, man gewinnt sie. Einsicht meint auch: nicht für alles sofort eine Antwort zu haben.

Der Kabarettist Dieter Nuhr sagt es so: Man darf zu allem eine Meinung haben, aber man muss nicht …

Rat, ein guter Rat sei allen gewünscht, und zwar von Menschen, die uns nicht nach

dem Mund reden, die nicht nur sagen, was man gerne will, sondern uns den Kopf waschen

und ans Bein treten, wenn es nötig ist.

Stärke meint nicht Fäuste und Potenzgehabe, meint nicht, cool sein, meint eher die innere Kraft,

die auch aushalten lässt in schwierigen Momenten.  „Sei erschütterbar und widersteh“, schreibt der Dichter Peter Rühmkorff. Wach bleiben für das, was neben mir geschieht, den Mund aufmachen, wenn es darauf ankommt. Zuletzt noch Gottesfurcht und Frömmigkeit.

Wir brauchen keine Angst vor Gott zu haben, keine Furcht im Sinne von fürchten, aber eines sollten wir nicht vergessen: die Ehrfurcht. Der Mensch ist nicht das Maß aller Dinge.Gott allein ist der Herr der Welt, und wenn ich mich in der Kirche knie, dann nur aus einem Grund: dass ich vor niemand in der Welt in die Knie gehe, außer vor Gott, der uns geschaffen und gewollt hat und dem wir unser Leben verdanken.  Sich daran erinnern heißt, im besten Sinne des Wortes fromm zu werden, und zwar auf je eigene Weise.Mit der eigenen, unverwechselbaren Sprache, die Gott schon versteht.

Mit ihm reden, ohne Scheu. Ihm schlicht erzählen, was einen umtreibt, ohne Sorge, missverstanden zu werden. Dass er hört, ist sicher.

Die sieben Gaben des Heiligen Geistes. Es liegt an uns, ob sie sich entfalten. Ob wir es zulassen, dass sie sich entfalten.

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16963
weiterlesen...