SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Auch die Polizisten kriegen eine Suppe“, meint Ralf Haska.  Er arbeitet als deutscher evangelischer Pfarrer in Kiew und wohnt nur fünf Minuten vom Justizministerium entfernt. Also dort, wo in den letzten Wochen die Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei am heftigsten waren. Seine Sympathie gilt klar den Demonstranten, da die Gewalt für seine Begriffe eindeutig vom Staat ausgeht, also von der Polizei. Aber er kann den Polizisten – oft junge Männer von 18 bis 20 Jahren - ja keinen Vorwurf machen. Sie wurden auch nur dorthin gestellt und befinden sich oft in einer Zwickmühle zwischen den Anweisungen ihres Auftraggebers und ihren eigenen Vorstellungen.  Seine Kirche liegt genau zwischen den Fronten zwischen Polizei und Demonstranten und er versucht für beide die Türen offen zu haben. Er versorgt beide mit Strom für Handys, warmen Getränken und eben einer Suppe.

Die Kirche als ein Ort an dem sich die Gegner treffen und Suppe essen. Die Bibel ist voll von Geschichten, in denen Jesus sich mit sehr unterschiedlichen Leuten an einen Tisch gesetzt hat. Er hat es wohl verstanden, die Menschen zueinander zu bringen. Und am einfachsten geht das – bis heute – beim Essen. Zumindest so lange man eine Suppe miteinander isst, kann man sich nicht bekriegen.  Bleibt zu hoffen, dass die Suppe von Pfarrer Haska dazu führt, dass man sich auch draußen auf der Straße weniger bekriegt. Denn der andere ist auch nur einer, der sich freut über ein aufgeladenes Handy, ein warmes Getränk und eine Suppe. Und das gilt nicht nur in der Ukraine.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16960
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