SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Hier erfahren sie, wie sie sich selber zu einer „wertvollen und interessanten Marke“ machen. Der Titel des Kurses, zu dem ich da eingeladen werde, macht mich stutzig. Mich zu einer Marke machen? Geht’s noch? Das Bild von verschiedenen Kaffeepackungen im Supermarkt kommt mir in den Sinn: Mild, sanft, anregend, charaktervoll. Ich also als Marke, die ich dann anpreisen kann? Am besten noch mit Markenlogo und Markenidentität. Nein, mein Ding ist das nicht, und dennoch weiß ich, dass es oft so läuft. Wenn es um den Studienplatz geht, den Traumjob, oder die erhoffte Position im Unternehmen. Überall, wo schnell aussortiert werden muss. Wo der im Vorteil ist, der sich in minimaler Zeit maximal interessant präsentieren kann. Schaut alle her, hier bin ich. Mit mir bekommt ihr sie, die wertvolle und interessante Marke. Eine Art Firmenetikett meiner Ich-AG, das gleich signalisiert: Der Typ taugt was. Fast wie beim Kaffee: Der ist mild, sanft, anregend oder charaktervoll.

Nein, Marketingsprache für Menschen finde ich einfach irgendwie daneben. Wir sind gottlob kein Päckchen Kaffee. Wir sind unendlich komplexer, spannender und viel geheimnisvoller. Einfach deshalb, weil wir Menschen sind. Und darum wird es auch immer spannend bleiben, sich mit einem von uns einzulassen. Schließlich hält selbst der Mitarbeiter, den ich seit Jahren zu kennen meine, immer noch Überraschungen für mich bereit.

Den besten Kaffee übrigens habe ich nicht unter den bekannten Marken gefunden, sondern in einer kleinen Rösterei in unserer Stadt. Er ist auch nicht herausgeputzt, sondern steckt in einer schmucklosen Papiertüte. Auf den Inhalt kommt es eben an.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16944
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