Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Reibung erzeugt bekanntlich Wärme. Das gilt auch für das Eltern-Kind Verhältnis. Oft ist gerade die Verbindung zu den Kindern, die es ihren Eltern besonders schwer gemacht haben, besonders warm und nahe.
Wie bei Jesus und Maria. Zwischen den Beiden war es auch nie reibungslos zugegangen.
Von Anfang an ist Jesus ein Problemkind gewesen, das alles aus den Fugen hat geraten lassen. Und Josef hätte seine Maria wegen ihm beinahe verlassen, weil er zur Vaterschaft kommt, wie die Jungfrau zum Kind. Und dann der so fremde Lebensentwurf außerhalb der Normalität des Elternhauses. Da hat Maria allerhand ein und weg gesteckt. Aber nie auf, nie aufgesteckt. Und so kommt es zu dieser so anrührenden Szene am Kreuz.
Jesus ist gekreuzigt. Alle Freunde bis auf einen fort. Kein Hahn kräht mehr nach Petrus.
Judas küsst nicht mehr so verräterisch. Geflohen sind alle Weggefährten wegen der Gefahren. Nur Maria, ausgerechnet die so oft gekränkte, zurück gewiesene, scheinbar abgelehnte Mutter, sie ist da, steht zu ihrem Sohn damit der nicht mutterseelenallein sein muss. Und Johannes, sein Jünger-. Der ist auch da. Sterbend klärt Jesus die Versorgung, ordnet die Verhältnisse, macht, dass seine Mutter nicht in Armut und Rechtlosigkeit fällt. Sagt zu Ihr, im Blick auf Johannes: „Das ist jetzt dein Sohn!“
Und zu Johannes: „Und das ist jetzt deine Mutter!“ Und das bedeutet: Johannes nimmt Maria bei sich auf. Und versorgt sie. In der Sterbebegleitung durfte ich schon oft Zeuge
von Versöhnung und sanfter Nähe sein. Wenn im Hoheitsgebiet der Liebe schmerzvoll Abschied genommen wird, dann kommt es mitunter zu der wunderbaren Erfahrung
von Fürsorge und Achtsamkeit. So auch am Kreuz. Ausgerechnet dort, wo die Grausamkeit sich dermaßen in den Vordergrund stellt. Am Ende wird es für uns alle darauf ankommen, dass es wenigstens einen Menschen gibt oder Zwei, die da sind und bleiben, wenn alle anderen längst gegangen sind. Die Bibel sagt von Gott, dass er tröste, wie eine Mutter tröstet. Göttlich mütterlich wird es für Jesus gewesen sein, dieser Beistand unterm Kreuz.
Ave Marias!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16940
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