SWR3 Gedanken

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„Sobald ein Gast angemeldet ist,
soll ihm der Abt, der Vorsteher des Klosters,
mit den Brüdern in dienstbereiter Liebe entgegengehen.
Sie sollen miteinander beten und sich den Friedenskuss geben.
Vor allen Gästen verneige man das Haupt,
wenn sie kommen und wenn sie gehen,
oder man werfe sich vor ihnen ganz zur Erde nieder.“
Na gut – der Länge nach auf die Erde muss heute niemand mehr;
wäre einfach ein bisschen übertrieben.
Obwohl –
das war es vielleicht auch schon vor anderthalb tausend Jahren,
als diese Anleitung für korrekten Gäste-Empfang aufgeschrieben wurde.
Und zwar als Teil der Kloster-Regel des Heiligen Benedikt
aus dem sechsten Jahrhundert.
Übertrieben hätte Benedikt übrigens den Begrüßungsakt niemals gefunden.
Denn er weiß ja, dass die Ehre nicht nur den Gästen gilt,
die da angekommen sind; sondern man
“verehre Christus in ihnen, der ja auch aufgenommen wird.“
So einfach kann man das Evangelium lesen und umsetzen.
Man liest in der Bibel das Jesus-Wort:
„Ich war Fremdling, und ihr habt mich aufgenommen“ -
und macht es ohne Umschweife zur Regel
für das eigene Leben und das Leben der Gemeinschaft.
Kommt ein Fremder, so empfängst du in ihm Christus selbst.
Ja – es kommt in der Kloster-Regel noch ein bisschen deutlicher:
“Mit besonderer Sorgfalt nehme man die Armen und Fremden auf;
denn vornehmlich in ihrer Person wird Christus aufgenommen…“
Heute ist der Namenstag des Benedikt von Nursia, der das geschrieben hat.
Er hat das europäisch-christliche Mönchtum begründet.
Er gilt auch als „Vater des Abendlandes“ und Patron von Europa –
und das zu Recht.
Ohne die Kulturleistung und zum Beispiel die Landwirtschaft
der mittelalterlichen Klöster
wäre halb Europa heute noch Urwald oder Steppe.
Wäre doch schön, wenn dieses Europa (und besonders auch Deutschland!)
von Benedikt auch das wieder lernen könnte:
Mit besonderer Begeisterung
nehme man die Armen und die Fremden auf…
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1694
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