Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„2014 möchte ich einfach glücklich werden“, sagte neulich jemand zu mir. Wie wird man glücklich? Es gibt tausende Artikel und Ratgeber dazu. Trotzdem habe ich noch nicht verstanden wie das gehen soll. Richtig stutzig hat mich dann dieser Satz gemacht: „Ich wünschte, ich hätte mich glücklicher sein lassen.“
Bronnie Ware, eine australische Krankenschwester hat ihn aufgeschrieben. Sie hat sterbende Menschen gepflegt und von ihnen oft diesen Satz gehört.
„Ich wünschte, ich hätte mich glücklicher sein lassen“. Ich verstehe das so: Da hat
sich jemand selbst am Glücklich sein gehindert. Kein Krieg, keine zerrüttete Familie, keine Arbeitslosigkeit oder Krankheit sind schuld.
Auch kein fehlender Lebenspartner, der zum Glück noch fehlt. Fast ein bisschen unverschämt klingt dieser reuige Vorwurf an sich selbst. Was Glück ist, kann man ja sehr unterschiedlich definieren: Genug Geld, Gesundheit, viele Freunde, eine intakte Familie, Kinder, beruflicher Erfolg, allgemeine Zufriedenheit. Ist es allein die Summe dieser Teile, die glücklich macht? Eine ungewohnte Beschreibung von Glück liefert Jesus in seiner Bergpredigt: Glücklich sind die, die erkennen wie arm sie vor Gott sind, sagt er. Ihnen gehört die neue Welt. Oder: Glücklich sind die Trauernden. Sie werden Trost finden. Glücklich sind die Friedfertigen, denn sie werden die ganze Erde besitzen. Und so weiter. Glück habe ich mir immer leicht und unbeschwert vorgestellt. Etwas das sich schon heute toll anfühlt. Aber vielleicht liegt genau da das Missverständnis, das die Patienten von Bronnie Ware schon verstanden hatten. Vielleicht bedeutet Glück gar nicht so sehr etwas zu haben, sondern eher eine innere Orientierung. Das ich mich an etwas halten kann, dass mein Leben hell macht. Obwohl ich nicht immer was zu lachen habe.
Bestimmt gibt es das auch in Ihrem Leben. Eine Einstellung oder Fähigkeit, um die andere Sie beneiden. Das Sie mit wenig zufrieden sein können vielleicht, oder, dass Sie auch im Schlechten immer noch etwas Gutes entdecken.
Ihre Freude daran, Kaputtes wieder repariert zu kriegen, oder die Fähigkeit anderen geduldig zuzuhören. Da passiert Glück. Da glückt uns etwas. Glücken meint, das etwas gut ausgeht und ein gutes Ende findet. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen glücklichen Tag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16933
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