Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Arbeiten Sie nicht so viel! Ich weiß, toller Witz an einem Montagmorgen, aber ich meine es ernst. Viel zu viele Menschen sagen am Ende ihres Lebens: „Ich wünschte, ich hätte weniger gearbeitet“.
Bronnie Ware, eine australische Krankenschwester hat jahrelang sterbende Menschen gepflegt. „Ich wünschte, ich hätte weniger gearbeitet.“
Sie hat das oft gehört. Ich hoffe, ich werde diese Worte nie sagen müssen. Aber was meinen sie eigentlich? Arbeit ist für die allermeisten von uns Pflicht. Damit das Geld für die Miete und den Strom reicht. Für einen vollen Kühlschrank. Ohne Arbeit fehlt auf Dauer etwas. Auch im Selbstwertgefühl. Arbeit kann ja auch glücklich machen. Aus dem Beruf wird dann eine Berufung. Zum guten Gefühl, ich bin genau am richtigen Platz. Ich werde gebraucht, ich kann etwas bewegen. Ich vermute, gefährlich wird Arbeit vor allem dann, wenn ich zu viel von ihr erwarte. Sinn, Sicherheit und Erfüllung. Denn manchmal passiert genau das Gegenteil: Die erhoffte Karriere bleibt aus, der Betrieb geht pleite. Auch die eigenen Kinder und die zu pflegende Oma sind nicht nur dankbar, für den 24-Stunden-Service. Arbeit kann doppelt Kraft kosten. Und trotzdem einen bitteren Nachgeschmack haben. Entscheidend ist nicht nur, wie viel Stunden wir mit Arbeit verbringen. Sondern welchen Stellenwert sie in unserem Leben hat.
Jesus hat einmal zwei Schwestern besucht, Maria und Martha. Im Schlepptau, seine Jünger. Es gab jede Menge zu tun, bei den vielen Gästen. Aber nur Martha rackert und arbeitet. Maria nimmt sich lieber Zeit für die Gäste, sie hört Jesus aufmerksam zu. Bis ihre Schwester irgendwann ausflippt: „Kümmert es dich gar nicht, dass sie mich alles alleine machen lässt?“ Jesus reagiert deutlich: „Liebe Martha. Du machst dir viele Sorgen und Mühe.
Aber Maria hat erkannt was wirklich wichtig ist. Das kann ihr keiner mehr nehmen.“ Arbeit ist wichtig. Sie ist nötig. Aber letztlich, so verstehe ich Jesus, ist sie nicht der Sinn unseres Lebens. Was wirklich zählt, sind unsere Beziehungen. Zu anderen Menschen und zu Gott. Und das wir erkennen, was wann wirklich wichtig ist.

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