SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Ich kann auch Christ sein ohne Kirche.“ Das höre ich immer wieder. Aber stimmt das denn? Bischof Cyprian, ein großer Lehrer der Kirche im dritten Jahrhundert, hat gesagt:„Es kann nicht Gott zum Vater haben, wer die Kirche nicht zur Mutter hat“. Damit meinte er, dass nur derjenige wirklich Christ sein kann, der sich ohne Wenn und Aber der Lehre und Moral der Kirche unterwirft.
Dieser Satz erscheint heute, rund 1700 Jahre später, vielen Menschen nicht nur alt, sondern auch veraltet. Denn sie sind genau vom Gegenteil überzeugt: Um Christ zu sein brauche ich keine Kirche. Sie suchen Gott in der Natur. Oder in Kunstgenüssen. Oder in einer stillen Meditation. Aber die Kirche ist ihnen nicht wichtig.
Die Bibel sieht das anders. Den Glauben können Menschen nicht allein leben. Um Glauben zu erlernen, ihn immer besser zu verstehen und ihn zu feiern brauchen sie die Gemeinschaft mit anderen Glaubenden. Denn nur das zu denken und zu glauben, was einem selbst in den Sinn kommt, ist vielleicht eine Zeit lang, aber nicht ein Leben lang befriedigend. Glauben braucht den Gedankenaustausch mit anderen. Und er braucht gemeinsame Erfahrungen wie zum Beispiel das Erleben eines schönen Gottesdienstes.
Ich erlebe auch, wie Menschen in der Kirche einander stärken, dass sie nicht verbittert das Gottvertrauen aufgeben. Und wie Menschen einander die richtigen Fragen stellen, um falsche Wege deutlich zu machen. Und wie Menschen einander helfen, Lasten zu tragen. So wie es die Bibel sagt: „Einer trage des anderen Last.“ Indem einer den anderen tröstet oder auch ermutigt. Und auch ganz praktisch mit anpackt, wo seine Hilfe gebraucht wird.
Für mich ist die Kirche ist immer noch eine Art Mutter, wo Christen einander helfen, auf Gott zu vertrauen. Sie ist zum Glück keine strenge, strafende und klammernde Mutter mehr, sondern eine freundliche, helfende und bergende Mutter. Ich bin froh, dass es diese Kirche gibt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16924
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