Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Eigentlich wollte Katharina ja den Hieronymus heiraten, aber seine Eltern waren dagegen. Und eigentlich hatte Martin ein Auge auf die hübsche Ave geworfen. Aber er konnte sich nicht entschließen, und schon war sie anderweitig vergeben. So kam es, dass Katharina und Martin heirateten – Katharina von Bora und Martin Luther, der Reformator.
Das war eine Vernunftehe – am Anfang. Aber später ist Liebe draus geworden.
Martin Luther kennt fast jeder, Katharina von Bora kennen viele nur als seine Ehefrau.
Ich find das schade. Sie war nämlich eine echte Persönlichkeit.
Als kleines Mädchen von fünf Jahren hat man sie zur Erziehung in ein Kloster gegeben. Sie bekommt dort eine gute Ausbildung und liest, was ihr späterer Mann Martin von den Klostergelübden hält: absolut gar nichts. Menschen dürfen andere Menschen nicht auf ein Gelübde festlegen, das sie nicht zurücknehmen können. Mit 24 Jahren flieht Katharina zusammen mit anderen Nonnen aus dem Kloster, versteckt auf einem Fuhrwerk hinter Heringsfässern. So kommt sie nach Wittenberg zu Martin Luther.
Als Paar teilen sich die beiden ihre Aufgaben: Martin ist der Professor, Katharina kümmert sich um den Rest. Was heißt: sie leitet ein erfolgreiches mittelständisches Unternehmen. Da ist das riesige Haus, Martins ehemaliges Kloster, in dem sie leben. Ohne Personal geht da gar nichts. Und damit sie die Kosten nicht auffressen, betreibt sie im Haus ein Studentenwohnheim, wo viele von Martins Schülern unterkommen. Sie kümmert sich um Äcker, Wiesen und Bauernhöfe außerhalb, die zum Unterhalt der Familie beitragen. Hat eine Fischzucht und braut nebenbei auch noch Bier, von dem ihr Mann immer wieder schwärmt. Und als die Pest die Stadt heimsucht, verwandelt sie ihr Haus mit anderen Frauen zusammen in ein Hospiz, in dem die Kranken und Sterbenden gepflegt werden.
„Herr Käthe“, nennt Martin seine tatkräftige Katharina immer wieder. Und meint damit: „Was für eine starke Frau! Wie wunderbar bringt sie Ordnung in mein Leben und steht mir bei!“ So ein Dankeschön steht Männern auch heute noch gut zu Gesicht.
Wie gut, dass Katharina nicht den Hieronymus und Martin nicht die Ave bekommen hat!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16875
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