SWR3 Gedanken

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Schon die Frage ist ja eigentlich blöd: Hat Jesus gelacht?
Obwohl: In Umberto Ecos großem Mittelalter-Krimi
“Der Name der Rose“ brennt wegen dieser Frage eine ganze Abtei ab -
weil nämlich vertrocknet-verknöcherte humorlose Mönche
um den alten Jorge meinen,
diese ganze Spaßgesellschaft wäre auf dem Weg zur Hölle;
Beweis: Jesus hat nie gelacht.
Oder: findet jemand eine Stelle in der Bibel, wo er lacht oder fröhlich ist…!?
Na also.
Und tatsächlich: Die humorfreie Fraktion hat Recht.
Es gibt schlicht keine einzige Stelle in der Bibel,
an der Jesus lacht.
Und dabei wird er ja nun in bunten Bildern geschildert:
Einer der gern isst (und vielleicht auch trinkt),
jedenfalls gern mit anderen Menschen zusammen ist.
Einer der interessante Geschichten erzählt
und in der Wirklichkeit Gottes Hand am Werk sieht.
Ein Mensch, der anderen hilft, wo es nur geht.
Und Lachen – tut er nicht.
Andererseits: auch andere Sachen werden ausgelassen.
Ob er sich nie gewaschen hat?
Nie eingekauft, nie in Vaters Werkstatt mitgearbeitet hat?
Könnte doch durchaus sein, dass die ganz selbstverständlichen Sachen
einfach nicht erzählt werden in den Geschichten über Jesus.
Weil sie eben selbstverständlich sind
und weil ganz klar ist: Das war ein Mensch wie du und ich.
Und kannst du dir einen Menschen vorstellen,
der niemals lachen würde?
Das alles ist mir durch den Kopf gegangen,
als ich letzten Donnerstag vom Zirkus Roncalli nach Hause fuhr.
Ich hatte nicht wirklich viel zu lachen gehabt in den letzten Wochen -
und jetzt also Clown David und seine todernsten Späße:
Ich habe wirklich Tränen gelacht – und fühlte mich erlöst und befreit.
Erlöst und befreit – so haben sich auch Menschen gefühlt,
die dem Prediger und Wunderheiler Jesus begegnet waren.
Und ich bin sicher, dass der dazu auch immer wieder mal
ein Lachen beigetragen hatte.



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