SWR2 Wort zum Tag

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Ich muss mich erst noch daran gewöhnen, 2014 zu schreiben. Das Jahr ist noch jung. 2014 bedeutet, dass wir uns im Jahr 2014 nach Christi Geburt befinden. Meistens denke ich  gar nicht darüber nach, dass unsere Zeitrechnung nach diesem Ereignis eingeteilt wird. So aber war es ursprünglich gemeint: Die Geburt Jesu Christi als der Beginn einer neuen Zeit.

Es hat allerdings einige Zeit gedauert, bis diese Zeitbetrachtung üblich wurde Im 6. Jhd. hat ein römisch-christlicher Mönch das erste Jahr des Lebens von Jesus Christus mit dem Jahr Eins bezeichnet. Später griff ein anderer Mönch diese Jahreszählung in seiner „Kirchengeschichte des englischen Volkes“ auf.  Dadurch verbreitete sie sich allmählich auch im fränkischen Reich, und um das Jahr 1000 wurde die Zeiteinteilung vor und nach Christi Geburt schließlich in der römischen Kirche durchgesetzt. Das Christentum war inzwischen zu der vorherrschenden  kulturellen und politischen Macht Europas geworden. Die großartigen Kirchen, die im Zentrum vieler alter Städte stehen, sind dafür ein eindrucksvolles Zeugnis.

Rund 2000 Jahre nach Christi Geburt kann man nicht mehr selbstverständlich davon ausgehen, dass unsere Kultur christlich geprägt ist. Glauben ist für die meisten eine Privatsache geworden und das Christentum eine unter mehreren Optionen, sein Leben zu gestalten. Und doch gibt es auch in unserer Zeit viele allgemein gültigen Werte, die ihre Wurzeln im christlichen Glauben haben. Sofort fallen mir die entsprechenden Beispiele ein: die unantastbare Würde jedes einzelnen Menschen, die Verpflichtung zur Gerechtigkeit und der Grundsatz, dass gleiches Recht für alle gilt, Solidarität mit den Schwachen und der Sonntag als gemeinsamer freier Tag in der Woche.

Wir leben jetzt im Jahr 2014 n. Chr. Geburt. Ich kann darüber staunen, wie sehr dieser Jesus von Nazaret unsere Geschichte bis zum heutigen Tag geprägt hat. Es ist eine Geschichte, in der seine Botschaft zum Leuchten kam aber auch bis zur Unkenntlichkeit verdunkelt wurde. Die Zeit, in der das Christentum selbstverständlich das Leben der meisten Menschen geprägt, ja dominiert hat, ist vorbei. Aber die Geschichte der Kirche geht dennoch weiter. Und die Christen können zu unserer bunter werdenden Kultur ihren Teil beitragen.

Ich bin richtig gespannt, was dieses Jahr – 2014 nach Christi Geburt - an kleinen und großen Ereignissen der langen Geschichte der Kirche hinzufügen wird.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16818
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