SWR2 Wort zum Tag

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Jesus hat mit 30 Jahren begonnen, öffentlich aufzutreten. Die Kirche erinnert Jahr für Jahr mit drei Festtagen an die Zeit davor. Da ist das Fest seiner Geburt am 25. Dezember. Das Fest der Ehrfurcht vor seinem Geheimnis am 6. Januar, Epiphanie, Dreikönig. Schließlich das Fest seiner Taufe, am gestrigen Sonntag. Dies ist für die Bibel ganz offensichtlich das wichtigste Ereignis von den dreien. Alle vier Evangelien erzählen es ausführlich.

Jesus geht als junger Erwachsener zu Johannes, der am Jordan tauft. Ähnlich wie die großen Propheten in früheren Jahrhunderten, ruft Johannes zur Zeit Jesu die Menschen zu Umkehr und Buße auf. Seine Predigt und sein radikal asketisches Leben führen dazu, dass sich um ihn eine Bewegung von umkehrbereiten Frauen und Männern bildet. Die Taufe durch Johannes ist das Zeichen, dass sie seinem Beispiel folgen wollen. Unter den vielen kommt auch Jesus aus Galiläa an den Jordan, um sich von Johannes taufen zu lassen. Aber er schließt sich Johannes nicht an.

Das hat immer wieder Forscher beschäftigt: dass Jesus den Täufer und seine Bewegung gekannt hat, dass er ihr nahe stand, dass er aber dennoch einen anderen, eben seinen eigenen Weg geht. Einen Weg, der all diejenigen irritiert, die andere Vorstellungen vom kommenden Messias haben. Zu ihnen gehört auch Johannes.

Jesus von Nazareth geht seinen eigenen Weg, sowohl im Verhältnis zur Johannesbewegung als auch in Bezug zu den anderen damals herrschenden Messiaserwartungen.

Jesus hört bei der Taufe die Stimme, die ihn ruft: „Du bist mein geliebter Sohn“. Wir dürfen sagen, Jesus hörte diese Stimme in seinem Innern: „Du bist mein geliebter Sohn“. Das heißt auch: du bist du, du gehörst Gott. Gehe deinen eigenen Weg, nicht einen, den andere dir vorgeben. Jesus empfängt die Gewissheit, an erster Stelle zu Gott zu gehören. Diese Gewissheit befähigt ihn dazu, seinen eigenen Weg zu suchen und eben diese Freiheit den Menschen zuzusprechen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16797
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