Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Wer sein Leben loslässt, der wird es gewinnen.“ Das hat Jesus einmal gesagt.
Das Leben loslassen, seine Pläne und Ideen loslassen und nicht festhalten, wie soll das gehen?
Manchmal kann ich das gar nicht hören, diesen Allerweltsratschlag: „Du musst loslassen.“  Das wird Trauernden oft gesagt. Wenn Sie an ihren Erinnerungen festhalten, am Wunsch, dass es so sein soll wie früher.
Was Jesus aber meint, ist eher so ein Loslassen, das frei macht. Wie bei einer bestimmten Sorte Affen, von denen ich mal gehört habe. Die waren nämlich in eine Art „Festhalte- Falle“ geraten.
In Indien hat man diese Affen wohl dadurch gefangen, dass man Kokosnüsse mit ihrer Lieblingsspeise aufgehängt hat. Diese Nüsse waren innen drin mit Reis gefüllt und hatten ein kleines Loch.
Gerade so groß, dass die Affenhände durch passen, - aber nur, wenn sie ganz leer waren. Wenn ein Affe mit der Hand durch das Loch greift, um seine Lieblingsspeise, den Reis zu holen – dann hängt er mit der vollen Hand in der Kokosnuss fest. Gefangen!  Nur durch Loslassen hätte er seine Freiheit retten können. Aber das gute Essen loslassen? Nein, da wurde lieber die Freiheit geopfert.
Loslassen wäre sicher oft besser. Mancher angesammelter Ballast, manche Gefühle wie Neid oder Eifersucht oder manche Angst, ohne die ich eigentlich viel besser leben könnte loslassen, darauf verzichten, Abschied nehmen. Das geht.
Ein junger Mann, der mit einer chronischen Krankheit leben muss, hat mal zu mir gesagt: „Ich wollte immer diese Krankheit loswerden, an diesen Wunsch habe ich mich festgekrallt. Obwohl es völlig unrealistisch war.
Es wurde und wurde nicht besser. Irgendwann hab ich gedacht – gut, wenn das nicht funktioniert, dann versuche ich, etwas locker zu lassen, dann lebe ich halt mit der Krankheit und nicht gegen sie. Und hoffe, dass Gott mir die Kraft gibt, die ich brauche.“
Natürlich blieb er krank. Aber hat sich doch freier gefühlt. Nicht mehr beherrscht von einem unerfüllbaren Wunsch. Er war wieder Herr der Dinge, mal besser, mal schlechter. Die Hand öffnen. Vielleicht auch durch eine Portion Gottvertrauen. Das braucht oft Zeit.  Loslassen, was mir die Freiheit nimmt – vielleicht schon heute. Und es geht - mit Gottes Hilfe.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16779
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