SWR3 Gedanken

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Sami und Yotam stammen beide aus Jerusalem. Der eine aus dem muslimischen Osten, der andere aus dem jüdischen Westteil der Stadt. Sie haben sich nicht gekannt, bis vor kurzem. Da sind sie sich in London begegnet und haben festgestellt, dass sie vieles gemeinsam haben: beide sind nach England ausgewandert, beide sind Koch geworden und beide lieben die alten Gerichte ihrer Mütter und Omas.

Deshalb hatten Sami und Yotam die Idee, gemeinsam ein Kochbuch zu schreiben. Jetzt ist es erschienen und heißt wie ihre Heimat: „Jerusalem“. 126 Rezepte aus ihrer Kindheit haben sie zusammen getragen, z.B. „Graupenrisotto mit mariniertem Feta“ oder „Milchreis mit Kardamompistazien und Rosenwasser“. Lecker. 

Die beiden sagen über ihre Heimat: „eine Stadt wie eine Suppe.“ Stimmt, Jerusalem ist ein Schmelztiegel: Zwei Völker beanspruchen es als Hauptstadt und es gibt fast 1.500 Synagogen, Kirchen und Moscheen.  Die Altstadt ist in verschiedene Viertel eingeteilt: christliche, jüdische, muslimische und armenische. Umso erstaunlicher war es für Sami und Yotam zu entdecken, wie einheitlich die Jerusalemer Küche ist: Alle kennen Hummus und Falafel. Und die meisten Kinder lieben Couscous mit Tomaten und Zwiebel. Wenn es mit der gemeinsamen Küche klappt, warum dann nicht auch mit dem Zusammenleben? 

Für den Propheten Jesaja spielt Jerusalem auch eine wichtige Rolle: Wenn das Ende der Welt kommt, sagt er, ziehen aus allen Ländern und allen Richtungen Menschen hin zu dieser Stadt, um miteinander Frieden zu schließen. Für ihn wohnt Gott in Jerusalem und von dort geht das ewige Heil aus. Und wie beschreibt Jesaja dieses Heil? Vielleicht ein Zufall: Er beschreibt es als ein Festmahl mit den feinsten Speisen und Weinen.  

Vielleicht aber auch kein Zufall, denn es zeigt sich ja bei Sami und Yotam, dass man mit Hilfe von Essen sogar religiöse und kulturelle Grenzen überwinden kann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16765
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