SWR3 Gedanken

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Ein Kollege hat mir vom so genannten „Schmunzelpunkt“ erzählt. Ich frage nach: „Wie bitte? Schmunzelpunkt?“ Meine Fantasie beginnt zu rattern: Ist das vielleicht so etwas wie ein Auslöseknopf, um in jeder Situation schmunzeln zu können? Aber mein Kollege stellt klar: „Schmunzelpunkt, das ist der Zeitpunkt, von dem aus du ganz gelassen auf eine Krise zurückschauen kannst. Der Punkt, an dem du über ein Problem lächeln kannst.“ 

Ach so! Diesen Punkt kenne ich natürlich. Es gab Krisen, in denen ich diesen Punkt geradezu herbeigesehnt habe: Beziehungsstress zum Beispiel. Oder ein ganz unangenehmes Gespräch, das ich die ganze Zeit vor mir herschiebe. Manchmal auch wenn ich krank bin und mir einfach nur wünsche, wieder fit zu sein. Wenn die Krise vorbei ist, dann dauert es meistens noch ein bisschen. Und irgendwann bin ich an dem Punkt, wo ich zurückblicken kann und sage: „Hm ja, es war eine harte Zeit, aber jetzt ist sie überstanden. Und dann komme ich vielleicht ins Schmunzeln darüber, wie ich mir damals den Kopf zerbrochen habe, oder wie verbohrt ich war. Manchmal kommt man auch gar nie an beim Schmunzelpunkt. Das ist dann eine bittere Erfahrung. 

Zum Schmunzelpunkt ist mir etwas eingefallen. Es ist ja ein Punkt in der Zukunft, an dem ich in die Vergangenheit blicke. Die Deutschlehrer nennen das glaube ich „Futur II“. Es gibt eine Stelle in der Bibel, da sagt Gott seinen Namen: Jahweh. Manche Experten übersetzen diesen Namen auch mit diesem Futur II, nämlich „Ich werde da gewesen sein“. Also auch eine Mischung aus Zukunft und Vergangenheit. „Ich werde da gewesen sein.“, das heißt für mich zweierlei: Gott sagt uns zu, dass er uns nicht allein lässt. Und dann genau wie beim Schmunzelpunkt: Wir können es uns vielleicht nicht immer vorstellen. Aber im Nachhinein können wir erkennen, dass Gott dabei war. In Krisen oder auch im ganzen Leben.

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