SWR3 Gedanken

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Der Yosemite Nationalpark im Westen der USA ist ein richtiges Naturereignis: steile Felswände, seltene Tiere und spektakuläre Wasserfälle. Wer hier wandert, dem kann das Herz aufgehen. Mit verantwortlich dafür ist John Muir. Er ist zwar schon vor 100 Jahren gestorben, aber er war es, der Präsident Roosevelt davon überzeugt hat, dieses Gebiet zum Nationalpark zu erheben. Er hat den Präsidenten einfach zu einer mehrtägigen Camping-Tour durch das Yosemite-Tal eingeladen. 

John Muir war ein echter Universalgelehrter. Er hat Bücher geschrieben, war Erfinder und dazu noch Naturforscher. Er hat es geliebt, rauszugehen. Einmal hat er gesagt: „Wenn ich in die Landschaft des Yosemite-Parks eintauche, dann ist das für mich wie eine Taufe im warmen Herzen der Natur.“ 

Bei der christlichen Taufe wird man auch eingetaucht. Nicht in die Natur, aber ins Wasser. Das Untertauchen und Wiederauftauchen soll deutlich machen: Mit der Geburt tauchen wir ein ins irdische Leben. Und mit dem Tod tauchen wir wieder auf – hinein ins ewige Leben. 

Wenn John Muir im Yosemite-Tal unterwegs war, hat sich das für ihn angefühlt, wie eine „Taufe im warmen Herzen der Natur“. Ich habe dieses Gefühl manchmal auch, eins zu sein mit der Natur. Das kann mir auf einer sonnendurchfluteten Waldlichtung passieren, wenn es leicht harzig riecht und die Insekten im Sonnenlicht tanzen. Oder auf auf einem verschneiten Gipfel, wenn weit und breit kein Mensch zu hören ist. Nur Stille, Schnee und blauer Himmel.  

Dann fühle ich mich so verbunden mit Gott und der Welt, dass ich manchmal sogar eine Gänsehaut kriege. Das ist für mich wie eine kleine Taufe: Eine Ahnung davon, zusammen zu gehören, eine Ahnung von Heil und Paradies.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16760
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