SWR2 Wort zum Tag

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Wir brauchen die Hoffnung wie die Luft zum atmen.  Und es gibt wohl kaum einen Menschen, der ins Krankenhaus kommt, der nicht mit einer Hoffnung dort eintritt. Der hofft, dass ihm hier geholfen wird, dass es mit ihm weiter geht, dass seine Krankheit heilbar ist. Und wenn nicht heilbar, dann hofft er,  dass hier alles Menschenmögliche unternommen wird, damit es ihm wieder besser geht.

Hoffnung - jeder von uns weiß, wie sich Hoffnung anfühlt. Sie hellt uns innerlich auf, sie lässt uns zuversichtlicher auf das schauen, was auf uns zukommt und was wir uns vorgenommen haben. Sie hilft uns zu kämpfen. Wir wissen nicht genau, wie das aussieht, was da auf uns zu kommt, aber wir haben das Gefühl: es wird schon! Und es wird gut.  

Für Kranke ist Hoffnung überlebenswichtig. Bis zum Ende: Ich erlebe immer wieder Menschen, die wissen, wie wenig Zeit ihnen noch bleibt. Noch drei, vier Monate. Aber sie hoffen, dass sie ihre Dinge in dieser Zeit noch ordnen können und in Ruhe und ohne Schmerzen Abschied nehmen können. Es bleibt immer noch eine Hoffnung. Sie ist selbst eine Art Medikament. Sie lässt ertragen, was nur schwer erträglich ist.. Die Hoffnung, hat Martin Luther einmal gesagt, ist die zweite Seele der Unglücklichen. Was immer ihre erste Seele für einen Schaden genommen hat, die zweite, die Ersatzseele Hoffnung lässt sich nicht unterkriegen.

Aber manchmal erleben wir bei unserer Arbeit im Krankenhaus, dass Patienten am Ende zu matt sind, um noch weiter zu hoffen, wie sie über Monate und Jahre hin gehofft haben:  auf die nächste Therapie, die nächsten Medikamenten, die nächste Operation. Wir erleben, dass Patienten, wenn ihre Angehörigen vor der Tür sind, geradezu froh sind, mal keine Hoffnung mehr zeigen zu müssen und niemand zu ihnen sagt: Du musst kämpfen! Gib die Hoffnung nicht auf!

Die Angehörigen halten auf Biegen und Brechen an der Hoffnung auf Genesung fest.. Der Kranke aber ahnt: Nun ist es Zeit, die Vorstellung von dem, was zu hoffen ist, zu verändern und die alte Hoffnung auf Genesung über Bord zu werfen.

 Hoffnung kann man nicht befehlen. Hoffnung kann man nur erwecken. Aber was bleibt zu hoffen, wenn keine Therapie mehr anschlägt? Der Glaube an Gottes Liebe, an ein Geborgensein bei Gott, steht für  eine Hoffnung, die über all das hinausgeht, was Menschen und Medikamente bewirken können.  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16754
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