SWR3 Gedanken

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Die Strecke von der Autobahn bis zu uns nach Hause dauert lange. Und weil es keine Möglichkeit zum Überholen gibt, hängt man unter Umständen ewig hinter demselben Auto. Anfang Dezember war es mal wieder soweit. Ich habe also viel Zeit, um die Landschaft zu studieren, als mir plötzlich auffällt, was auf dem Auto steht, das vor mir fährt: „Gerade Du brauchst Jesus.“

Ich hab den Satz zwei-, dreimal gelesen und mich dann geärgert. Der Satz provoziert mich. Woher weiß denn der Fahrer, dass ich Jesus wirklich brauche? Und wieso brauche gerade ich ihn? Ich meine, der vor mir hatte ja Glück, dass ich hinter ihm her gefahren bin, Jesus ist mir wirklich wichtig. Aber das konnte der ja nicht wissen.

 

Mit solchen Sätzen habe ich meine Probleme. Weil dann ganz ausgeschaltet wird, dass es Menschen auch ohne Jesus gut gehen kann. Viele Leute glauben nicht oder können nicht glauben. Das will ich nicht ausblenden.

Dieser Satz passt auch nicht zu meinem Bild vom Menschen. Ich könnte den Spruch ja so verstehen, dass ich so schlecht bin, dass nur noch Jesus helfen kann.

Ich glaube aber, dass wir Menschen grundsätzlich ganz gute Menschen sind, dass wir als Gottes Geschöpfe auch etwas von unserem Schöpfer in uns tragen. Natürlich läuft es auch mal schief im Leben. Das ist möglich, weil wir frei entscheiden können. Und weil das so ist, muss auch jeder für sich selbst entscheiden, ob er sein Leben mit Gott gestalten will, oder nicht. Diese Freiheit haben wir nun mal und die will ich ernst nehmen, gerade wenn es um den Glauben geht.

Mein Glaube ist mir wichtig, aber es stört mich, das anderen überzustülpen. Wenn ich gefragt werde, gebe ich selbstverständlich Antwort. Dann erzähle ich von mir und meinem Glauben und sage eher sowas wie: „Jesus hat damals richtig viel bewegt. Und das tut er in meinem Leben auch.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16745
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