SWR3 Gedanken

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Michael ist ein Freund von mir. Genau an seinem 30. Geburtstag ist seine Mutter gestorben. Das muss doch furchtbar sein: gerade am Geburtstag, wo man doch eigentlich in Feierlaune ist.

Umso erstaunter bin ich als Michael mir am Telefon erzählt: „Mein Geburtstag hätte nicht erfüllter sein können.“ Ich frage ihn: „Woran liegt das? Er berichtet, dass die Pfarrerin in den letzten Stunden bei ihnen war. Sie hat gefragt, ob es einen Text gibt, der in der Familie eine Rolle spielt oder für die Mama wichtig war. Und es gab tatsächlich eine Bibelstelle, die immer gelesen wurde, wenn die Familie versammelt war, genau wie jetzt.

Die Familie steht um das Bett und der Vater liest die Weihnachtgeschichte vor - mitten im Oktober.

Die Geschichte von der Geburt eines kleinen Kindes, das die Welt verändert hat. Die Geschichte von einem Neuanfang, von einer neuen Zeitrechnung - und gerade liegt die Mama im Sterben.

Als Michael das erzählt, hab ich Tränen in den Augen. Ich finde das so stark von der Familie: im Tod diese Geschichte vom Leben zu lesen.

Aber so ist es ja: Leben und Tod gehören zusammen. Ob wir wollen, oder nicht.

Das ist in diesem Jahr meine Weihnachtsgeschichte. Sie ist mir in den letzten Tagen immer durch den Kopf gegangen. Und Michael und seine Familie machen mir Mut. Selbst im dunkelsten Moment, gibt es manchmal einen Hoffnungsschimmer, dass es weitergeht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16741
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