SWR3 Gedanken

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Meine Mutter ist Holzbildhauerin. Deshalb war schon immer klar, dass ich mal eine eigene Weihnachtskrippe haben soll. Maria, Josef, Jesus, Ochs, Esel, die Hirten und was sich sonst noch so in Miniformat um den Stall tummelt.

Seit einigen Jahren bekomme ich immer an Weihnachten eine Figur dazu. Es fing an mit dem Jesuskind, als nächstes kam der Esel und dann Josef. So entstand ein Jahr lang die interessante Konstellation „Jesus, Josef und der Esel“. Da spielt Josef plötzlich eine ganz andere Rolle. Er muss im wahrsten Sinne des Wortes „seinen Mann stehen“. In meiner Krippe musste er ein Jahr lang alles alleine machen: er musste da sein, musste das schreiende Kind versorgen und er musste die Gäste an der Krippe empfangen.

Dadurch habe ich eine ganz besondere Beziehung zu Josef.

Ein Zimmermann soll er gewesen sein. Ein ganzes Stück älter als Maria. Und dann die Sache mit dem Kind, das nicht von ihm war.

Was damals auch immer passiert ist, Josefs Stärke ist, dass er bei Maria geblieben ist. Alle hätten verstanden, wenn er sich aus dem Staub gemacht hätte. Verärgert und enttäuscht. Zudem das ganze Gerede. Ein fremdes Kind versorgen und großziehen und sich zum Gespött der Leute machen? Josef hat es auf sich genommen. In meiner Krippe hatte er sowieso keine andere Wahl.

Aber vor 2000 Jahren, da hätte er die Wahl gehabt. Warum ist Josef bei Maria geblieben? Die Bibel überliefert, dass Josef einen Traum hatte, in dem ihm ein Engel verspricht, dass er keine Angst haben muss, denn das Kind sei Gottes Sohn.

Vielleicht ist das der Grund, warum Josef geblieben ist. Josef mag erkannt haben, dass das Leben ihn braucht, dass er gebraucht wird. Und dass es einen größeren Plan gibt, dem er sich anvertrauen kann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16740
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