Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Als es zu regnen anfängt, zieht die junge Frau Schuhe und Strümpfe und ihre Jacke aus. Sie fängt an, im Regen zu tanzen. Mitten in so einem typischen deutschen Dauerregen lacht sie, dreht sich voller Freude und singt wie ein fröhliches Kind: “Es regnet, es regnet”. Denn Regen ist für sie etwas Besonderes. Sie kommt aus Israel. Dort regnet es viel zu wenig. Israel leidet unter Wassermangel. Aber wenn es regnet, ist das ein Fest. Dann gibt es Ernte. In heißen Ländern wie Israel bedeutet Regen: neues Leben.    
                                            
Auf einmal werden mir die Verse vom vierten Advent lebendig: Tauet, ihr Himmel von oben – ihr Wolken regnet den Gerechten. Tu dich auf, Erde und sprosse den Heiland hervor! Mit diesen Bildern vom Regnen und Sprossen beginnt der katholische Gottesdienst am vierten Advent. Gläubige Menschen sehnen sich nach Gott, so wie die israelische Frau sich nach Regen sehnte. Mit Gott soll neues Leben kommen. Und neue Hoffnung. Göttliche Kraft ist wie Regen, Tau und Sprießkraft! So träumen und hoffen Menschen. Sie warten, dass sich der Himmel auftut. Dass die Mühe ein Ende hat. Dass der Gerechte kommt, der Heiland.  Das sind zwei Namen für Jesus, die zeigen, wo es fehlt. Es fehlt auf der Welt an gerechten Strukturen. Und es fehlt an Heil.  

Nun weiß jeder, dass wir Menschen nicht warten können, bis sich der Himmel auftut. Das tut er nicht so einfach – leider. Der Himmel nimmt uns unsere Arbeit nicht ab. Wir haben die irdischen Aufgaben selbst zu erledigen.  Wir Menschen müssen menschlich miteinander umgehen, gerecht und heilend. Gläubige und Nichtgläubige sind gefordert, solidarisch zu sein: Vor der eigenen Türe und auch weiter weg.  

Aber wir Menschen können bitten: Tauet, ihr Himmel von oben – ihr Wolken regnet den Gerechten. Tu dich auf, Erde und sprosse den Heiland hervor! Denn Menschen mit gutem Willen brauchen immer auch die „Hilfe von oben“.   

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16712
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