Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Weihnachten: ein Fest für die ganze  Familie. In den Werbeprospekten  der Adventszeit waren  glückliche Familien zu sehen: Vater und Mutter, ein Sohn, eine Tochter, alle  mit festlicher Kleidung und festlichem Porzellan und festlichem Braten fürs „FEST“. Ein bisschen viel Lametta, für meinen Geschmack.
Was Familie wirklich bedeutet, erlebte ich im Advent  in dem Krankenhaus, wo ich arbeite. Dort starb ein junger Mann. Plötzlich und unerwartet. Die Eltern mussten sich von ihrem  Sohn auf der Intensivstation verabschieden. Der Vater weinte: ich kann den Jungen doch nicht allein lassen. Die Mutter flüsterte dem Sohn ins Ohr: wir sehen uns wieder. Dann gingen sie. Mussten den Sohn zurücklassen und ihren eigenen Weg weiter gehen. Ein trauriges Bild; es steht mir  deutlich vor  Augen. Dieser Sohn ist 33 Jahre alt geworden.

Der Sohn, dessen Geburt wir grade gefeiert haben, wurde auch nur 33 Jahre alt. Auch da mussten Eltern von einem jungen Mann Abschied nehmen. Wahrscheinlich hatten sie ihn durch die üblichen Kinderkrankheiten liebevoll ins Leben begleitet. Als Erwachsener war er dann seinen eigenen Weg gegangen: am Ende an das Kreuz. Ostern wird davon wieder die Rede sein.

Familie heißt also, einander beistehen auf dem Lebensweg, die Freude teilen über Geburt und Leben, den Schmerz nicht allein ertragen müssen. Ein Kind zu verlieren, ist wohl der größte Schmerz, den ein Mensch erleben kann. Dabei nicht allein zu bleiben, sondern in einer Familie aufgefangen zu sein, das bedeutet sehr viel.

Und diese Art von Familie will ich dann gern mal feiern, meinetwegen auch in  Festtagskleidung, mit Festtagsgeschirr, Festtagsbraten und mit etwas Lametta.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16709
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