SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Das Licht einer Kerze kann berühren…
Was für ein kostbarer Augenblick:
Dieser eine Moment. Wenn ich mit dem Streichholz an der Reibefläche der Schachtel entlang fahre. Es ratscht. Es knistert. Ein Hauch von Schwefelduft liegt in der Luft: Und dann diese winzige Explosion. Die Flammen lecken am Span – und ich halte ihn an den Docht einer Kerze.
Die Flamme umspielt den Kerzendocht, erlischt fast. Entzündet sich neu.
Und dann passiert es: Die Flamme springt auf die Kerze über. Und auf einmal strahlt es hell auf.
Gerade jetzt im Winter, wenn es so lange dunkel ist, zünde ich gerne eine Kerze an. Am liebsten morgens. Wenn ich mich an den Frühstückstisch setze.
Manchmal spüre ich in so einem Moment: das Licht der Kerze erreicht mich – und schenkt Frieden. Gelassenheit. Ruhe. Mir selbst und denen, mit denen ich zusammen bin. Das ist – wie ein kleines Wunder.
Denn zu einem Wunder gehören diese beiden Schichten: Ich tue etwas, ganz konkret, ich zünde die Kerze an - Und zugleich geschieht etwas, manchmal jedenfalls, was ich nicht gemacht habe. Was ich auch nicht machen kann. Worüber ich keinerlei Verfügungsmacht habe. Und das ist das wunderbare.
Es geschieht etwas, was diese alltägliche, vielleicht sogar banale Handlung verändert: Es kann geschehen und das Licht berührt mich – leuchtet in meine Seele hinein und macht sie hell.
Für mich ist das wie ein Wunder. Und es geschieht - Mitten im Alltag.

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