SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Wenn ein neues Jahr anfängt, wird jedesmal mein Vertrauen auf die Probe gestellt. Hoffnungen gehen mir durch den Kopf und Befürchtungen. Werde ich gesund bleiben? Wird es mit der Arbeit weiterhin klappen? Wie wird es der Familie, wie wird es Freunden gehen? Welche schönen Überraschungen erwarten mich? Wie wird sie aussehen, meine persönliche Welt und die weite Welt am Ende dieses Jahres?

Vieles habe ich ja selber in der Hand, und ich überlege, was mir wichtig ist, was ich vielleicht anders machen will als im vergangenen Jahr. „Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert”, sagt man zwar, aber sinnvoll ist es trotzdem, am Beginn eines neuen Jahres zu überlegen: Was will ich? Was will ich nicht? Wofür setze ich Kraft ein? Und auch: Was muß ich hinnehmen, anzunehmen versuchen, weil ich es nicht ändern kann. Das fällt mir schwer: Anpacken ist leichter als annehmen.

In der Neujahrsnacht haben vielerorts um Mitternacht die Glocken geläutet. Sie haben das neue Jahr begrüßt und das uralte Vertrauen ausgedrückt, daß die Zeit in Gottes Händen steht. Viele Menschen vertrauen darauf, auch wenn es ihnen vielleicht gerade nicht bewußt ist. Da ist etwas anderes gemeint als Konrad Adenauers Spruch:”Es ist noch immer gutgegangen.” Es ist eben nicht immer gut gegangen, und es wird auch im neuen Jahr vieles, viel zu vieles nicht gut gehen. So hat auch die Furcht ihre Gründe am Beginn des Jahres. Aber Furcht und Vertrauen schließen sich ja nicht unbedingt aus.

Der Salzburger Theologe Gottfried Bachl hat ein Gebet aufgeschrieben, das im Vertrauen die Furcht nicht übergeht. Man kann es zum Beginn oder zum Ende eines Lebens sprechen, und eben auch – acht Tage nach dem Fest der Geburt Jesu – am Beginn dieses neuen Jahres. Bachl spricht Jesus an:

Überallhin

gehst du mit uns,

in das Leben, wenn es anfängt,

in das Leben, wenn es endet,

und zeigst

den Stern der Gerechtigkeit

und sprichst

von der ehrlichen Freude

und hilfst uns,

den Funken Liebe suchen,

und leuchtest heimlich

auch an den schwarzen Tagen,

Jesus

Gotteslicht Menschenkind.       
          
     (Mailuft und Eisgang. Innsbruck 1998, 70)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16674
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