SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Heute steht er wieder auf dem Markt, der Mann mit soviel Nasen im Gesicht wie das Jahr noch Tage hat. Als ich Kind war, hat meine Mutter mich regelmäßig mit diesem Spruch auf Silvester eingestimmt. Natürlich habe ich das bald durchschaut, aber dieser eine, letzte Tag fasziniert mich bis heute. Nur ein Tag noch – da geht also etwas zu Ende. Inzwischen ist es mir wichtig geworden, dieses Jahr auch bewusst zu beenden. Nicht einfach so hinüberzuschlittern ins Neue. Dieses Jahr ist mit allem, was es gebracht hat, meine Lebenszeit und deshalb wert, dass ich mich noch einmal erinnere. Ich möchte Sie auch ermutigen, zurückzublicken auf Ihr persönliches Jahr 2013. Oft hat so ein Rückblick eine Grundmelodie: Es war ein schweres Jahr, es war ein schönes Jahr, es war ein spannendes Jahr. Und auch wenn das zu Ende gehende Jahr so eine Grundmelodie für Sie hat, entdecken Sie vielleicht beim genaueren Hinhören ein paar Zwischentöne. Daß Sie sich auch in ganz harten Phasen zwischendurch freuen konnten, vielleicht sogar glücklich waren. Ich war lange krank in diesem Jahr und habe erlebt, dass Freundinnen und Freunde mich besucht, unterstützt und mir auch ganz praktisch geholfen haben. Genauso gibt es ja in den Momenten von Glück und Erfolg oft einen Tropfen Wehmut. Auch leise Wehmut sagt etwas aus, sie ist ein Teil von mir. Der letzte Tag des Jahres bietet Gelegenheit, auch das wahrzunehmen, was nicht offensichtlich ist. Dankbar zu sein, vielleicht noch einmal zu zürnen oder zu klagen. Das Schmerzliche noch einmal zu betrauern und das Glückliche noch einmal zu verkosten.

Die Jahresschlußgottesdienste in den Kirchen enden mit einem Segen. Er wird gesprochen über das vergangene und auf das Kommende hin. Ich möchte Ihnen heute morgen Worte aus einem irischen Segen mit auf den Weg geben:

Daß dein künftiger Weg nur Rosen für dich trage,

nein, das wünsche ich Dir nicht.

Mein Wunsch für dich ist:

dass Du in deinem Leben dankbar bewahrst alle kostbaren Erinnerungen an dein Leben.

Daß du mutig weitergehst, wenn ein hartes Kreuz deine Schultern drückt.

Daß die Begabungen, die Gott dir gab, in dir wachsen

und dir …helfen, die Herzen jener froh zu machen, die du liebst.

Daß du immer einen wahren Freund hast, der an dich glaubt,

wenn du deine Kraft nicht spürst.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16672
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