SWR3 Gedanken

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Spätestens heute müsste es brenzlig werden. Laut Statistik steigt am dritten Tag nach Heiligabend die Wahrscheinlichkeit für einen Familienstreit erheblich!
In 7 von 10 Haushalten müsste es demnach schon gekracht haben. Aber wenn Passanten gefragt werden, was ihnen zu Weihnachten einfällt, sagen trotzdem die meisten: Frieden, Harmonie, Stille, usw.
Ein krasser Widerspruch – aber nur auf den ersten Blick. Tatsächlich liegt der Ursprung von Weihnachten genau in dieser Spannung – zwischen handfesten Konflikten und himmelnaher Harmonie. Vor 2000 Jahren hat die römische Besatzung in Israel für andauernde Reibungen und Übergriffe gesorgt. Und die ganz persönliche Situation der jungen Maria mit ihrer Schwangerschaft und dem Notbräutigam Josef ist auch nicht ohne.
Aber dann – nach einer vermutlich wenig komfortablen Geburt – reißt buchstäblich der Himmel auf. Mitten in der verqueren Situation der kleinen Familie sind plötzlich andere Töne zu ahnen, zu hören – Engelschöre, die von Frieden singen. Und Leute aus ganz verschiedenen Milieus spüren die Ausstrahlung, die von dem Kind ausgeht, Könige und Hirten!
Die römische Besatzung war anschließend nicht weg, und Maria hatte kein einfaches Leben anschließend, aber was das neugeborene Kind einmal ausgelöst hat, das haben die, die dabei waren,  vermutlich nie wieder vergessen.
Insofern: Ein Streit macht Weihnachten nicht kaputt. Im Gegenteil! Mitten im Streit, wenn alle entnervt und überreizt sind, ist auch das andere da. Gott ist da. Ziemlich unscheinbar, in einem Baby. Aber unbestreitbar real.
Und: nicht totzukriegen!

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