SWR2 Wort zum Tag

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In den Kirchen gibt es in den kommenden Tagen viel zu tun: da wird alles weihnachtlich geschmückt und hergerichtet, die Krippe muss aufgebaut werden, und Kinder haben die letzten Proben für ihr Krippenspiel. Ich finde, es ist ein schöner Brauch, die Weihnachtsgeschichte mit dem Kind in der Krippe anschaulich zu machen – sei es durch eine Krippendarstellung oder ein lebendiges Krippenspiel.  

Dieser Brauch geht auf den Hl. Franz von Assisi zurück. Im Jahr 1223 hat er in einer Höhle im Wald von Greccio erstmals das Weihnachtsgeschehen mit lebenden Personen und Tieren nachgespielt. Franziskus wollte es seinen Zuhörern so begreifbar wie möglich machen, wie Gott zu uns Menschen gekommen ist. Ohne Pomp, nur von wenigen überhaupt bemerkt, in einer schäbigen Futterkrippe.  

Gott ist Mensch geworden in Jesus Christus. So sagt es die Sprache der Theologie. Eine Sprache, die viele heute nicht mehr verstehen. Aber das Kind in der Krippe kann jeden anrühren. Jeder ist als Kind auf die Welt gekommen, klein und hilflos. Wer ein kleines Kind in den Armen hält, spürt, dass es angenommen werden will und jemanden braucht, der für es sorgt und da ist. Beide Erfahrungen gehören zu unserem Menschsein: Wir sind auf andere angewiesen. Und wir können andere annehmen und für sie da sein.  

Diese beiden Seiten gehören für mich zum Glauben. Da ist auf der einen Seite die tiefe Sehnsucht, geliebt und angenommen zu sein wie ein Kind, und wie ein Kind vertrauen zu können. Diese Sehnsucht geht nicht ins Leere. Wir dürfen zu Gott „Abba“ sagen, das ist ein kindlich-zärtliches Kosewort wie „Papa“, denn Gott ist wie ein guter Vater und wie eine liebevolle Mutter zu uns.  

Aber zum Glauben gehört auch die andere Seite: Gott wird Mensch. Er begibt sich in unsere Hände und wird als kleines, hilfsbedürftiges Kind geboren. Er braucht unsere Liebe und Fürsorge. Gott weckt unsere Fähigkeit zu Mitgefühl und Verantwortung. 
Das  Kind in der Krippe kann nicht allein bleiben. Es braucht Maria und Josef, den Ochs und den Esel, die Hirten und die Sterndeuter. Es braucht uns.

 

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16598
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