SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Im katholischen Gesangbuch steht ein Adventslied, das es mir besonders angetan hat –Es trägt die Überschrift: Komm, du Heiland aller Welt. Am wichtigsten dabei ist mir das Wörtchen: aller! Weihnachten ist keine exklusive Veranstaltung, sondern es hat mit der ganzen Welt zu tun. Mit jedem Land, mit allen Menschen. Auch mit denen, die gar nichts wissen können von dem, was da von der Christenheit gefeiert wird.

Das hört sich ganz schön nach Vereinnahmung an. So als ob die Kirche wieder einmal ihre missionarische Keule auspackt, um Andersgläubige zu überzeugen. All den Atheisten und Skeptikern, den Juden und Muslimen drücken wir  Weihnachten aufs Auge. Mit dem Lied vom Heiland Jesus für alle Welt singen wir: Du gehörst zu uns, ob du willst oder nicht.

Als Ambrosius von Mailand dieses Lied gedichtet hat, ging es ihm aber um etwas ganz anderes. Damals im vierten Jahrhundert war die Kirche vergleichsweise unbedeutend. Sie hat ihren Standpunkt erst noch finden müssen. Und sie war intensiv damit beschäftigt, das zu formulieren, was ihr wichtig war. Die Wahrheit von dem Gott, an den sie glaubte. Und dieser Gott, der als Mensch auf die Erde kommt, der ist eben nicht begrenzt auf eine kleine Gruppe von Interessierten. Nein, was er da tut, das gilt überall und für jeden. Sein Wirkungskreis ist universal, er betrifft im wahrsten Sinne des Wortes das gesamte Universum. Und was tut er? Er bringt Licht noch in den finstersten Winkel der Welt. Er will im Moment der größten Verzweiflung ein Funke der Hoffnung sein. Dafür feiern wir Weihnachten.

 Das Adventslied steht übrigens auch im Evangelischen Gesangbuch und heißt dort: Nun komm, der Heiden Heiland. So hat das vor 500 Jahren Martin Luther übersetzt. Und es kommt auch im neuen GOTTESLOB vor, das am 1. Advent offiziell eingeführt worden ist. Dort steht’s bei der Nummer 227. Falls Sie’s nachlesen oder gar singen wollen: Komm, du Heiland ALLER Welt!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16543
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