SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Manchmal steht in den Nebensätzen das Entscheidende. So wie in dem, den ich neulich in einer Reportage über den Taifun auf den Philippinen gehört habe: „... zehntausende Hilfspakete, die von katholischen Ehrenamtlichen gepackt werden ...“ Plötzlich bin ich ganz hellhörig geworden, weil häufig nur das eine Meldung über die Kirche wert ist, was schlecht und ärgerlich ist. Seit den Wirren um die Amtsführung des derzeit beurlaubten Limburger Bischofs und dem Hickhack ums Geld in der Kirche weiß ich davon erst recht ein Lied zu singen. Und dann kommt da so eine unscheinbare Nebenbemerkung, als wäre das nichts: Katholiken tun etwas für ihre in Not geratenen Landsleute. Eine Schlagzeile ist das nicht wert. Oder doch?

Auf den Philippinen ist die Katholische Kirche stark und lebendig. Über 80% der Bewohner des Landes sind katholisch. Die Gottesdienste sind voll, und die Menschen leben ihren Glauben bewusst und intensiv. Offenbar gehört das Teilen selbstverständlich dazu. Sie tun es, weil sie Christen sind und sich Jesus verpflichtet fühlen. Und der hat immer Ohren, Hände und eine Stimme für die gehabt, die Hilfe brauchen. Nach dem großen Sturm in ihrem Land ist den Christen auf den Philippinen schnell klar gewesen, was zu tun ist. Sie haben sich füreinander verantwortlich gefühlt und angepackt.

Auch das ist Kirche! Und ich behaupte: Das gibt es an viel mehr Orten, als wir denken: Hilfsbereitschaft, Gastfreundschaft, Zuhören. So sind Christen eben auch. Die Frauen und Männer, aus denen die Kirche besteht. Nicht nur die Kindergärten und Krankenhäuser und Schulen und Spendenaktionen, für die so wirksam geworben wird. Nein, das ganz kleine Alltägliche der vielen Einzelnen. Ich glaube, das macht Kirche in Wahrheit aus, macht sie wertvoll und notwendig.

Die vielen, vielen Helfer auf den Philippinen haben es nicht auf die Titelseite geschafft oder in die Überschrift eines Zeitungsartikels. Meines Wissens gab’s auch keinen Radiobeitrag über ihre sprichwörtliche Solidarität. Es ist müßig darüber zu streiten, dass sie es verdient hätten. Aber es lohnt sich, mehr auf das Unscheinbare zu achten. Gerade im Advent.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16542
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