SWR3 Gedanken

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„Let him go“, lasst ihn gehen, titelten die Zeitungen Südafrikas vor einem halben Jahr als Nelson Mandela sterbenskrank in die Klinik eingeliefert wurde. Wenn man einen Menschen liebt, dann will man ihn nicht ziehen lassen, schon gar nicht endgültig aus dieser Welt. Die Menschen Südafrikas haben Nelson Mandela so sehr geliebt, dass sie ihn, der ihnen die Freiheit gebracht hatte, nun loslassen, freigeben wollten. Damit er erlöst wird von seinen Leiden am Ende seines langen Lebens. Ein Leben von globalem Einfluss, das nicht anders als groß und historisch bezeichnet werden kann. „Stimme Afrikas“ wird er genannt, „Held der Freiheit, Friedensstifter, Gigant der Gerechtigkeit. Große Ehrentitel, die versuchen einen wahrhaft großen Geist in Worte zu fassen. Ein Geist, der immer zur Versöhnung bereit war, der selbstbewusst war und vor allem frei von Angst. Ein berühmt gewordener Auszug aus seiner Antrittsrede als 1. Staatspräsident Südafrikas zeugt von diesem Geist. Und dieser Geist bleibt, auch wenn Nelson Mandela nun tot ist. Er sagte:
„Unsere tiefste Angst ist nicht, dass wir unzulänglich sind, unsere tiefste Angst ist, dass wir unermesslich machtvoll sind. Es ist unser Licht dass wir fürchten, nicht unsere Dunkelheit. Wir fragen uns: ‚Wer bin ich eigentlich, dass ich leuchtend, begnadet, phantastisch sein darf?‘ Wer bist du denn es nicht zu sein? Du bist ein Kind Gottes. Wenn du dich klein machst, dient das der Welt nicht. Es hat nichts mit Erleuchtung zu tun, wenn Du schrumpfst, damit andere um dich herum sich nicht verunsichert fühlen. Wir wurden geboren um die Herrlichkeit Gottes zu verwirklichen, die in uns ist. Sie ist nicht nur in einigen von uns, sie ist in jedem Menschen. Und wenn wir unser eigenes Licht erstrahlen lassen, geben wir unbewusst anderen Menschen die Erlaubnis dasselbe zu tun. Wenn wir uns von unserer eigenen Angst befreit haben, wird unsere Gegenwart ohne unser Zutun andere befreien.“

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