SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Lieber Gott, mach’ mich zu dem Menschen, für den mein Hund mich schon hält.“ Ein tierisch gutes Gebet. Eine Hörerin hat es mir geschickt, mit dem Zusatz: Ich bin gespannt, ob es etwas mit Ihnen macht. Und ob! Wir hatten in unserer Familie zehn Jahre lang einen Hund und mit Freude erinnere ich mich an dieses treue und fröhliche Lebewesen. Und weil ich mir gern mal vorstellen möchte, was ein Hund von seinem Herrchen oder Frauchen denken könnte, wenn er denn denken könnte, versuche ich jetzt mal, mich in die liebevolle Schlichtheit eines Hundes hinein zu versetzen. Und zu schauen für welch wunderbaren Menschen mein Hund mich halten könnte. Für einen fürsorglichen Menschen beispielsweise, fleißig und pflichtbewusst, denn jeden Morgen bekommt er sein Freßchen, da kann er sich 150 prozentig darauf verlassen. Für klug und geschickt könnte er mich halten, denn er bekäme die Dose mit dem Futter ja nicht auf. Nicht einmal den Kühlschrank, Gott sei Dank! Für naturverbunden müsste mein Hund mich halten, denn bei jedem Wetter gehe ich mit ihm raus, zweimal täglich, mindestens. Kommunikativ könnte ich in seinen Ohren sein, denn ich rede oft mit ihm, meistens liebevoll wie zu einem Kind. Manchmal aber auch in kurzen, lauten Sätzen, vor allem, wenn er mal wieder abgehauen ist. Deswegen könnte er mich für streng halten, aber auch für großmütig, denn ich verzeih’ ihm ja immer. Und zärtlich, ja für zärtlich müsste er mich auch halten, denn was bekommt so ein Hund nicht alles an Streicheleinheiten. So viel, dass er wirklich meinen könnte, ich wäre ein zärtlicher, strenger, aber großzügiger, kommunikativer,  naturverbundener, geschickter, kluger, fleißiger, pflichtbewusster und fürsorglicher Mensch. Oh-mein-Gott, mach’ mich doch bitte nur ein wenig zu dem Menschen, für den (m)ein Hund mich halten könnte…

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