SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Bei uns sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht – wirklich. Denn direkt hinter unserem Garten beginnen die Felder und dann kommt auch bald schon der Wald. Und auch sonst. Auf dem Dorf ist abends einfach alles still und ruhig. Nur hier und da brennt noch Licht in den Wohnzimmern. Man sieht, wo ein Fernseher läuft und wer vielleicht gerade noch den Müll vor die Türe bringt.
Wenn ich abends noch unterwegs bin, ist mir dabei schon oft die Zeile von einem Abendlied eingefallen: „Abend ward, bald kommt die Nacht. Schlafen geht die Welt …“ Ja genau so fühlt es sich hier auf dem Dorf an. Als ob die Welt schlafen gehen würde. Ich finde, das ist eine schöne Vorstellung.
Ich weiß natürlich auch, dass es in der Stadt um diese Zeit oft erst richtig los geht. Und dass nachts viel gearbeitet wird. In den Krankenhäusern, den Notdiensten und an vielen Schreibtischen. Wir haben uns daran gewöhnt, dass die wichtigsten Posten ständig besetzt sind. Irgendjemand ist immer wach. In vielen Dingen ist das notwendig geworden. Hoffentlich finden die später auch Ruhe, die jetzt noch unterwegs sind oder arbeiten müssen.
Denn ich glaube, dass es wichtig ist, dass es eine Zeit gibt, in der ich loslassen kann. In der alles ruht, was mich tagsüber so beschäftigt hat. Und mich eben auch die Welt mal in Ruhe lässt. Da wird nicht mehr an meiner Haustür geklingelt, das Telefon hat mal Pause und ich muss keine Termine einhalten.
In dem Lied heißt es weiter: „Einer wacht und trägt allein unsre Müh und Plag, der lässt keinen einsam sein, weder Nacht noch Tag.“
Ich vertraue darauf, dass Gott für alle Menschen sorgt. Für die, die schon im Bett sind. Für die, die nicht schlafen können, weil sie ihr Alltag nicht loslässt. Und für die, die noch arbeiten müssen. Das alte Lied sagt mir. Ich darf abends einfach loslassen. Alles für diese Nacht vergessen. Schlafen und Kraft schöpfen für den nächsten Tag.
Sicher. Am nächsten Morgen ist mein Alltag natürlich wieder da. Aber erst einmal kann ich ausruhen. Soll ich ausruhen. Zu Ruhe kommen. Gott nimmt mir die Mühe und die Plage ab. Und morgen wird er mir Kraft geben für den neuen Tag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16491
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