Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Eine Stecknadel könnte man fallen hören. So leise ist es. Da sitzen Menschen im Kreis, die von ihrem Leben erzählen. Sie haben sich in einem Kloster getroffen. Manche kennen sich schon von früheren Seminaren. Andere sind sich noch fremd. So tasten sie sich an ihre Themen heran. Nachdenklich, vorsichtig. Irgendwann kommen sie auch zur Frage nach der Religion. Wie ist das mit Gott in ihrem Leben? Einige suchen nach Worten. Es ist gar nicht so einfach, über den Glauben zu sprechen. Da fehlen schnell die Worte. Schließlich traut sich einer aus der Runde. „Wie ist das bei euch“, fragt er. „Zweifelt ihr auch manchmal? Wenn ich sehe, was auf der Welt los ist – wo ist da Gott?“ Und jemand ergänzte: „Wie spüre ich Gott – wie geht das mit Gott und mir?“
Jetzt wird es erst einmal ganz still. Die Fragen haben getroffen. Es gibt niemanden in der Runde, der solche Fragen nicht kennt. Das zeigt sich jetzt. Religion spielt eine Rolle bei diesen Menschen. Aber da ist nichts felsenfest. Die meisten suchen - und überlegen und grübeln manchmal: Wie ist das mit Gott und mir? Wie wird man ein gläubiger Mensch? Auf einmal sind alle froh, über diese Suche miteinander reden zu können. „Das tut so gut“, sagt eine Frau, „ich bin ja gar nicht allein mit meinen Fragen“!
Später im Gespräch versuchen sie Antworten. Ganz vorsichtig. Ganz langsam tasten sie sich heran an diesen geheimnisvollen Gott.
Ist er draußen in der Natur? Bei den übermütigen Singvögeln, den duftenden Rosen, den grünen Wiesen? Oder ist er gerade jetzt da, in dem Kreis, in dem Menschen miteinander reden und einander zuhören? Ist Gott in einer Kirche, im Gottesdienst, bei feierlichen Gebeten? Ist er in der Musik? Oder in der Stille, wenn ich ganz alleine für mich bin. Oder spüre ich ihn durch die Hand eines Menschen, der mich tröstet?
Vielleicht ist Gott auch in meinen Zweifeln und Fragen? Oder in mir? Oder ganz woanders...
Ich glaube: Es gibt viele Orte für Gott. Auch solche, an denen ich ihn gar nicht vermute. Es gibt viele Wege, ihn zu finden. Und dazu braucht es gar nicht viel. Nur das eine: dass die Sehnsucht nach ihm wach ist.
Zum Schluss sagte jemand: Dann ist es ja gar nie zu spät, Gott zu suchen.
Nein, dazu ist es nie zu spät!
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1643
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