SWR3 Gedanken

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Ein Ministerium für Glück haben sie jetzt.
In Venezuela – sie wissen schon: Das Land im Norden von Südamerika,
immer noch ein wichtiger Lieferant für Erdöl –
und seit seinem letzten Präsidenten Chavez
gern auch Exporteur von revolutionären Ideen.
Immer gut für eine heftige Nachricht; diesmal, Ende Oktober:
Ein neues Ministerium wird eingerichtet.
Vizeministerium für allerhöchste soziale Glückseligkeit
des venezolanischen Volkes.

Näher betrachtet: Zuständig für Sanitätsstationen,
Schulen und Geschäfte mit staatlich subventionierten Lebensmitteln
in den Armenvierteln. Die heißen da übrigens „Missiones“...
Und holen den stolzen Namen des neuen
Viceministerio para la Suprema Felicidad gleich wieder ein Stückchen runter.
So einfach geht höchstes Glück:
Anständige ärztliche Versorgung
Schulen und Bildung für alle, auch für die Armen
und bezahlbare Lebensmittel.
Klar: Ohne das alles wird es schwieriger, glücklich zu sein.
Der alltägliche Kampf ums Überleben ist anstrengend;
viele macht er richtig unglücklich.

Aber allerhöchstes Glück?
Das gäbe es doch wahrscheinlich eher,
wenn es in Venezuela gerecht zugehen würde.
Wenn der Reichtum aus den Ölquellen anständig verteilt würde.
Wenn es genug Maismehl und Milchpulver und Klopapier gäbe, überall.
Und Strom und Schutz vor Verbrechen. Und keine Inflation...

Erst einmal ist das Vizeministerium für Glück einfach nur ein Beispiel dafür,
wie skrupellos Politiker den Traum der Menschen vom Glück
besetzen und ihn für die eigenen Zwecke missbrauchen.

Das allerhöchste Glück –
das finden die Leute sowieso im alltäglichen Leben;
sie wenden sich anderen Menschen zu, sie teilen mit ihnen
und lassen sich von ihnen beschenken ...
Das ist revolutionär – und es findet schon statt, jeden Tag.
Auch ohne Ministerium.  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16428
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