SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Am neunzehnten November, heute vor zwölf Jahren,
morgens um kurz vor sechs,
war es vorbei mit dem Glück in unserer Familie.
Statt morgens aufzuwachen und zur Arbeit zu gehen,
war Johannes, unser ältester Sohn, im Lauf der Nacht gestorben.
Ohne irgendwelche Vorzeichen; von gestern auf heute.

Erst einmal war da nur Schock.
Zwanzig Jahre Lebensgeschichte und Engagement
und viel Spaß und viele Anstrengungen – einfach abgerissen.
Hoffnungen und neue Ideen, Johannes’ beginnende Selbständigkeit...
Alles vorbei. Und wir – seine Brüder und seine Eltern:
Den Rest des Lebens dazu verdammt, unglücklich zu sein?
Eine schreckliche Vorstellung...

Ich bin froh, dass es anders gekommen ist.
Unsere Familie als glückliche Familie:
das Foto sähe natürlich anders aus als die happy go lucky-Bilder,
die einem die Werbung täglich vor Augen hält.
Glück: Das findet auch statt, wenn Menschen
mit einem Unglück zu leben gelernt haben,
mit dem Schmerz eines solchen Verlustes.
„Drüber weg“ kommt man da nie!

Johannes fehlt uns; die Lücke bleibt,
die Vorstellung, wie es jetzt mit ihm wäre, wie es ihm gehen würde:
das begleitet uns immer noch, mal heftiger und mal weniger stark.
Viele Menschen haben uns geholfen,
von Anfang an und immer mal wieder:
An ihn zu denken, um ihn zu trauern und für ihn zu hoffen.
Denn das ist uns eben auch wichtig:
Johannes ist aus diesem Leben weggegangen;
aber ich bin zuversichtlich und voller Hoffnung,
dass er uns erwartet in einem anderen Leben, im Glück, bei GOtt.
Da hin ist er uns schon mal vorausgegangen.
Diese Sicherheit ist ein Teil meines Glücks – schon in diesem Leben.

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