SWR3 Gedanken

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Das Religionsedikt von Mailand wird 1700 Jahre alt.
Es gibt Sätze, die sind nach mehr als tausend Jahren immer noch aktuell. Zum Beispiel der: „Jeder Bürger soll die Freiheit haben, sich der Religion anzuschließen, die er sich wählen mag. Jeder Bürger soll in der Verehrung dessen, was er sich erwählt hat, ungehinderte Freiheit haben.“
Kaum zu glauben: Diese Sätze sind schon 1700 Jahre alt. Damals trafen sich Kaiser Konstantin und sein Kollege Licinius in Mailand, um gemeinsame Grundlagen ihrer Politik für das römische Reich zu verabreden. Diese Vereinbarung ist als „Toleranzedikt von Mailand“ in die Geschichtsbücher eingegangen.
Und sie gilt als Wendepunkt: Die Christenverfolgung ist zu Ende. Jetzt  wird die Freiheit der individuellen Glaubensentscheidung proklamiert.
Und zwar in erstaunlich modernen Worten. Die klingen ähnlich wie die Sätze in unsere Verfassung, wo es um die Freiheit der Religionsausübung geht.
Die Mailänder Vereinbarung hat erstmals Christen die Freiheit gegeben, sich ohne Angst vor Verfolgung in ihren Gemeinden zu versammeln. In aller Freiheit haben sich viele Menschen damals für den Glauben an Jesus Christus entscheiden können.
Die Kirchen sind zu einer prägenden Kraft geworden, für die Kultur des Abendlandes. Dabei haben sie viel zu schnell und viel zu oft vergessen, wie wichtig das Grundprinzip der Freiheit ist. Leider.
Denn es ist ja so: Freiheit der eigenen Religion meint immer auch die Freiheit aller anderen Religionen. Oder sie ist nicht Freiheit. Vielleicht ist es daher ganz gut, in diesem Jahr an das Jubiläum des „Toleranzediktes von Mailand“ zu erinnern.
Der Gedanke der Freiheit ist allerdings noch älter. Er steht schon in der Bibel. Im Neuen Testament z.B. heißt es: „Ihr seid freie Menschen. Doch missbraucht eure Freiheit nicht als Deckmantel für Böses, sondern zeigt durch die Art und Weise, wie ihr mit eurer Freiheit umgeht, dass ihr Diener Gottes seid.“
Diener oder Dienerin Gottes bin ich also dann, wenn ich Anderen dieselbe Freiheit gönne, die ich selbst beanspruche.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16394
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