SWR2 Wort zum Tag

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Eine Situation aus der Bibel: Gott ärgert sich über sein Volk. Die Leute tun nicht, was sie sollen und sie beten Götzen an. Da lässt Gott seinen Propheten Ezechiel zum Volk sprechen: “Ich gieße reines Wasser über euch aus, dann werdet ihr rein. Ich reinige euch von aller Unreinheit und von allen euren Götzen. Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch. Ich lege meinen Geist in euch und bewirke, dass ihr meinen Gesetzen folgt und auf meine Gebote achtet und sie erfüllt. Dann werdet ihr in dem Land wohnen, das ich euren Vätern gab. Ihr werdet mein Volk sein und ich werde euer Gott sein“, so der Prophet Ezechiel (Ez 36, 25-28).
Ich habe keine Götzen, zumindest keine Götterbilder, die ich anbete. Damit kann ich nicht so viel anfangen. Aber das Bild mit dem Herz aus Stein sagt mir etwas. Wenn ich das Gefühl habe, gerade bleibt wieder alles an mir hängen, oder wenn ich denke, ich müsste jetzt alles allein machen, dann bin ich innerlich wie versteinert.
Aber müsste ich bei diesem Herz aus Stein nicht zuerst an hartherzige Menschen denken, die anderen nichts gönnen, die hart urteilen und Hilfsbedürftigen nicht helfen? Bedeutet dann das „Herz aus Fleisch“ nicht, dass sich diese Menschen schneller erweichen lassen, dass sie barmherzig mit anderen umgehen?
Ich glaube, das ist gar nicht so weit auseinander. Wer alles selber machen will – wie ich so oft –, für alles die Verantwortung übernimmt, der geht hartherzig mit sich selbst um. Wer meint, dass er alles regeln kann, der mutet sich viel zu viel zu, der nimmt nicht mehr ernst, dass er keine Maschine, sondern ein Mensch ist. Im biblischen Sprachgebrauch könnte man vielleicht sagen, der macht sich selbst zum Götzen.
Dabei reicht es ja eigentlich, Mensch zu sein und sich innerhalb der eigenen Möglichkeiten einzusetzen. Oft macht erst das den Weg frei dafür, dass sich auch andere mit ihren Möglichkeiten einbringen.
Das Herz aus Fleisch, das steht für mich für Menschlichkeit und Leben: ich selber bekomme mehr Lebensqualität, wenn ich meine Grenzen achte, aber auch zwischen den Menschen passiert lebendiger Austausch.
Oft kann ich auch das nicht allein bewirken. Da hilft es mir, dass ich mich an Gott wenden darf, dass ich meine Sorgen bei ihm abladen darf.  Was Gott durch den Propheten Ezechiel sagt, ist für mich dann ein Versprechen: „Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch. Ich lege meinen Geist in euch…“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16378
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