Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Jesus und seine Familie – das ist die Geschichte einer schwierigen Beziehung. Genauer muss man bei Jesus von Herkunftsfamilie sprechen, denn er war ja wahrscheinlich nicht verheiratet und Kinder hatte er auch keine. Einmal, erzählt die Bibel, dass Jesus seine Mutter abfertigt  mit den Worten: Weib, was habe ich mit dir zu schaffen? – Seine Familie revanchiert sich mit der Feststellung, Jesus sei verrückt. Kein Wunder, dass es da um den Zusammenhalt in der Familie nicht besonders gut bestellt ist.
Dabei war das damals mindestens so wichtig wie heute: ein verlässliches Netz von Menschen haben, denen man vertrauen kann und die einem nahe stehen. Das sieht Jesus genauso. Und doch kann er sich Familie noch ganz anders vorstellen. Er sagt: Wer den Willen Gottes tut, der ist mir Vater und Mutter und Bruder und Schwester.
Jesus ist gründet mit seinen Jüngerinnen und Jüngern eine neue Familie, die Familie Gottes. Wer die Geschichten von Jesus in der Bibel nachliest, kann schnell das besondere Profil dieser Familie erkennen: es gibt eine große Übereinstimmung bei grundlegenden Werten: Liebe zu Gott und den Menschen. Und dass man einander vergibt. Trotzdem diskutiert diese Familie Jesu darüber von Anfang an. Streitkultur würde man heute dazu sagen. Und weil diese beiden Dinge zusammen immer wieder viel Zeit und einen Ort brauchen, wird ausgiebig miteinander gegessen.
Die Evangelische Kirche in Deutschland erinnert mit einem Büchlein über die Familie an diese Haltung Jesu. Auch heute muss Zeit und Raum zum Streiten geben. Und es muss Raum geben für ganz verschiedene Formen von Familie. Alleinerziehende gehören dazu. Zwei Frauen oder zwei Männer, die eine Familie gründen wollen, weil sie einander treu sein wollen,  gehören dazu. Es darf auch Familien geben, die ganz anders sind als meine. Wer den Willen Gottes tut, der ist mir Vater und Mutter und Bruder und Schwester.
Familie ist überall da, wo Menschen in Verantwortung und Liebe zusammen leben.
Mit seiner Idee einer Familie, die nicht nur Blutsverwandtschaft meint, hat Jesus übrigens ein Erfolgsmodell geschaffen: Zur Familie Gottes gehören zur Zeit weltweit über zwei Milliarden Christinnen und Christen. Tendenz steigend.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=16310
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