SWR2 Wort zum Tag

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In Hamburg steigt die Party, oder in Köln, oder in Berlin. Jedenfalls überall dort, wo Maik Mahlow auftaucht . Der schwer krebskranke junge Mann, der mit einem PC-Software-Handel zum Mehrfach-Millionär wurde sagt, dass ihn die Ärzte aufgegeben haben. Er ist jung, noch keine 40, er hat sehr viel Geld, und er weiß, dass ihm wahrscheinlich nicht mehr viel Zeit bleibt. Davon hat er einer Boulevardzeitung erzählt und ich finde das so faszinierend, dass ich die Zeitung kaufe und weiterlese.
Die Zeit, die Mahlow bleibt, teilt er mit einem Jungen, der dank einer Casting-Show und als Dschungelkönig berühmt wurde, mit ziemlich vielen hübschen Mädchen und einem halbseidenen Manager, der Partys organisiert. Außerdem verteilt er großzügig Spenden an Bedürftige an den Orten, an denen er mit seinem Hubschrauber einschwebt, um die letzten Tage seines Lebens zu genießen. Maik Mahlow ist auf den letzten Metern seines Lebens ein Star. Ein Leben, schillernd zwischen Party und Tod. Was würde ich an seiner Stelle tun?
Maik Mahlow lebt jeden Tag mit einem Programm, das mich persönlich fertig machen würde, aber ich brauche meine Kräfte schließlich auch für den nächsten Arbeitstag und für den Fall, dass ich noch ein paar Jahre leben werde und meine Leistungsfähigkeit erhalten muss. Maik Mahlow ist dieser Sorgen ledig, und er muss auch nicht mehr über seine Rente nachdenken. Nur noch über die letzten Tage. Und die gestaltet er so spektakulär, dass ganz Deutschland darüber berichtet. Und immerhin denkt er dabei auch an Leute, denen es schlecht geht und gibt von seinem Reichtum ab. Ich ahne, warum der junge Mann als Unternehmer erfolgreich war: Selbst seine letzten Tage verkauft er sensationell gut.
Ich sterbe, na und, steht auf seinem T-Shirt, und das gilt nun wieder sowohl für ihn als auch für mich. Ich werde auch sterben. Ganz sicher! Möglicherweise hat er es aber leichter als ich, denn als Joggerin weiß ich, dass es sehr viel schwieriger ist, sich den Atem und die Kräfte für die lange Strecke einzuteilen als für die kürzere.
An diesem Tag, der für die Katholiken Allerseelen heißt, lohnt es sich gewiss, darüber nachzudenken, was meiner Seele gut tut, auf den letzten Metern meines Lebens und auf der Langstrecke. Ich persönlich hätte keine Lust, die letzten Tage meines Lebens mit einem Party- und einem Dschungelkönig zu verbringen. Was mir aber imponiert: Der junge Mann hat Mut! Er lebt ganz offen seine Sterblichkeit, er spricht über das Tabuthema Tod, er genießt sein restliches Leben und denkt dabei sogar an Menschen, denen es finanziell nicht so gut geht wie ihm. Ich hoffe mal, er hat auch ein paar echte Freunde. Und jemanden, der ihn wirklich lieb hat. So jemanden wünsche ich mir nämlich an meiner Seite wenn meine letzten Tage kommen.

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