SWR3 Gedanken

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Meine Konfirmanden Michi und Tim bringen mich zum Staunen. Ich habe ihnen eine Geschichte erzählt von König David, der eine Affäre mit einer verheirateten Frau anfangen möchte. König David hat Batseba gesehen und sich in sie verliebt. Was soll er jetzt tun? Wir machen ein Rollenspiel. Tim ist König David und Michi soll als eingebildeter Macho dem König raten, was er tun soll.
Michi nimmt die Rolle an, setzt sich breitbeinig auf den Stuhl und gibt König David folgende Ratschläge: Erstmal, David, bist Du König. Du kannst Dir die Frau nehmen, die Du willst. Also schnapp sie Dir. König David fragt nach: Was aber, wenn sie schwanger wird? Michi überlegt und sagt dann: „Dann versuch das Kind ihrem Mann unterzujubeln." Alle lachen, aber Tim in seiner Rolle als König ist noch nicht zufrieden. „Aber wenn das nicht klappt?" Michi ist nun ganz Macho, steht auf, stellt sich dem König gegenüber und sagt: „Mensch, Du bist König! Dann nimmst Du deinen Geheimdienst und bringst ihn um die Ecke! Aber, Alter, lass es wie einen Unfall aussehen!"
Ich bin baff. Die beiden haben nicht gewusst, wie die Geschichte weitergeht, aber genau so steht sie in der Bibel. So hat es David gemacht. Nachdem Batseba schwanger geworden ist, hat David erst versucht ihrem Mann das Kind unterzujubeln, als das aber nicht klappte, schmiedete er einen Plan, bei dem der Mann im Kampf stirbt. Erschlagen von den Feinden.
Für mich heißt das: Die biblischen Texte sind nicht alt und verstaubt. Sie sind gültig durch die Jahrhunderte. Und ein 14 jähriger Junge kann sich gut in die Gedanken eines Königs hineinversetzen.
Deshalb finde ich die Geschichten der Bibel auch immer wieder spannend. Sie erzählen etwas von Gott, aber noch viel mehr darüber, wie der Mensch eben so ist.
Ob Michi dann auch so hinterlistig ist? Vielleicht sollte ich mich vor ihm in Acht nehmen. Aber wahrscheinlich kann er nur gut schauspielern.

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